Detailsuche

Bild zu Was man von hier aus sehen kann, kann man jetzt zuhause sehen

Was man von hier aus sehen kann, kann man jetzt zuhause sehen

Aron Lehmanns filmische Umsetzung des Bestsellerromans von Mariana Leky ist jetzt digital erhältlich. Warum man diesen liebenswerten, skurrilen, traurigen, lustigen Film unbedingt anschauen sollte.

02. Juni 2023

Seien wir doch mal ehrlich: Die Sache mit dem tragikomischen Humor kriegt das deutsche Kino eher selten hin. Viele würden gar sagen: Die Sache mit dem Humor kriegt das deutsche Kino eher selten hin. Aber das wäre eine andere Diskussion.

Worauf wir eigentlich hinauswollen: Was man von hier aus sehen kann ist ein sehr lustiger Film. Und ein sehr trauriger. Es geht um Tod, unerwiderte und unausgesprochene Liebe, um abwesende Väter und Väter, die ihre Kinder verprügeln, wenn sie besoffen sind. Es geht um Panikattacken und Alltagsängste, um Menschen, die immer schlechte Laune haben und um Menschen, die sich eine Schrotflinte in den Hals stecken, weil sie keinen Sinn mehr im Leben sehen. Und trotzdem stimmt man der Erzählerin Luise (als junge Frau gespielt von Luna Wedler, als Kind von Ava Petsch) zu, als sie zu ihrer Oma Selma sagt: "Die Geschichte ist doch eigentlich sehr schön." Das sagt Luise, als Selma (Corinna Harfouch) ihr gerade noch einmal erzählt hat, wie sie gemerkt hat, dass immer jemand im Dorf stirbt, wenn sie von einem Okapi träumt. Ihr erster "Treffer" war ihr eigener Mann. Was die Geschichte ja eigentlich weniger schön macht.

Video kann aufgrund der gewählten Cookie-Einstellungen nicht gezeigt werden.

Aber genau das ist das Spannungsfeld von Mariana Lekys 2017 veröffentlichten Bestseller "Was man von hier aus sehen kann". Buch und Film machen eine ganze eigene Welt auf, ein kleines Dorf im Westerwald, das von zahlreichen Charakteren bewohnt wird, denen man jederzeit das etwas inflationär gebrauchte, aber hier sehr passende Adjektiv "skurril" anhängen kann. Es gibt eine Szene, die das ganz gut trifft. Da warnt die erwachsene Luise ihre Oma Selma und eigentlich alle Nachbarn und Freund:innen und sonstige Neugierige einzeln vor, dass ein junger Mann namens Frederik zum Essen kommt und sie sich benehmen sollen. Als Selma gefragt wird, warum sie denn das alles mache, sagt Luise: "Ich mache das, weil ich Angst habe, dass er uns seltsam findet." Worauf Selma sagt: "Er ist doch selber seltsam." Womit sie Recht hat, denn Frederik ist ein Buddhisten-Mönch, der sich nicht ganz sicher ist, ob er wirkich auf dem richtigen Pfade wandelt und immer Schokolade nascht, wenn er unsicher ist. Was eigentlich ständig der Fall ist – trotz der demonstrativ zur Schau gestellten buddhistischen Ruhe.

Die Story springt dabei zwischen den Jahren umher und wird von Luise erzählt, die neben Selma im Mittelpunkt der Handlung steht. Der Film lebt dabei sehr von der gelungenen Romanadaption, die besonders in den pointierten Dialogen zum Tragen kommt. Da gibt es viele Wortwechsel, die man sich am liebsten mit Kreuzstich auf ein weißes Tuch nähen, einrahmen und an die Wand hängen wollen würde. Zum Beispiel diesen – leider nur in Luises Fantasie so passierenden – Dialog mit Frederik. Sie sagt: "Ich tue übrigens die ganze Zeit nichts anderes, als dich nicht zu küssen." Worauf er antwortet: "Irgendwann muss mal Schluss sein."

Video kann aufgrund der gewählten Cookie-Einstellungen nicht gezeigt werden.

Was man von hier aus sehen kann, ist aber auch ästhetisch sehr eigen geraten – im besten Sinne des Wortes. Fast so, als hätten Regisseur Aron Lehmann und sein Team die westerwäldliche Antwort auf das fabelhafte Paris der Amélie gesucht und gefunden. Da gibt es eindeutige Parallelen, ähnlich liebevoll arrangierte Kameraeinstellungen, aber alles ist ein wenig dunkler, braunstichiger und, nun ja, provinzieller. Was eben perfekt zu der Geschichte passt. Andere sehen in dem Film eine Verehrung für Wes Anderson, was Aron Lehmann in einem Interview mit dem Schweizer Kinomagazin "Outnow" zumindest nicht abstreitet: "Wie meine Editorin beim Lesen des Buches feststellte, hat die Vorlage schon etwas von Wes Anderson. Wenn man sich den fertigen Film und meine bisherigen Arbeiten anschaut, kann man sicherlich vermuten, dass ich Anderson cool finde. Aber es ist nicht so, dass ich versuche, einen Wes-Anderson-Film zu machen, sondern einen Aron-Lehman-Film. Ich finde Was man von hier aus sehen kann viel emotionaler als die Arbeiten von Anderson. Ich habe schon das Gefühl, dass ich bei mir bleiben konnte." Da müssen wir ihm zustimmen.

Was man von hier aus sehen kann, gibt es ab sofort auf allen gängigen Plattform als VoD.

Dazu in unserem Magazin

Arthaus Stores

Social Media