Bildgewaltige Farbspektakel
Von ihm stammen einige der prachtvollsten Meisterwerke der Filmgeschichte: Bernardo Bertolucci wird als bedeutende Persönlichkeit des europäischen Autorenkinos vor allem für die visuelle Ausdrucksstärke seiner filmischen Erzählungen verehrt, die zahlreiche Referenzen auf Malerei, Literatur und Musik enthalten und nicht selten sozialkritische Tendenzen, aber auch seinen tiefen Sinn für das Poetische durchscheinen lassen.
Bertolucci kam 1941 in Parma zur Welt. Dank eines intellektuellen Elternhauses bekam er schon im Kindesalter einen Zugang zu Poesie und Literatur, und entdeckte durch häufige Kinobesuche mit seinem Vater, dem landesweit bekannten Lyriker und Filmkritiker Attilio Bertolucci, schon früh seine Liebe zum Film. Mit 15 Jahren hatte er bereits zwei Kurzfilme gedreht, mit 20 gewann er einen nationalen Literaturpreis für seinen ersten Gedichtband und debütierte wiederum nur zwei Jahre später als Filmregisseur mit La commare secca (1962). Zuvor hatte er als Regieassistent von Pier Paolo Pasolini bei Accattone (1961) mitgewirkt.
Nachdem er mit seinem zweiten Langspielfilm Vor der Revolution (1964) internationales Aufsehen erregt hatte, verfasste Bertolucci 1968 gemeinsam mit Sergio Leone das Drehbuch zu dem stilbildenden Westernklassiker Spiel mir das Lied vom Tod. 1972 war wohl das mit Abstand turbulenteste Jahr seiner gesamten Karriere: Mit Der letzte Tango in Paris veröffentlichte er ein vielbeachtetes, extrem skandalöses und gerade auch in jüngster Zeit wieder heftig umstrittenes Werk über sexuelle Unterdrückung, das Filmgeschichte schrieb. Zwar erhielt er Nominierungen als Bester Regisseur vonseiten der Academy, der Golden Globes und der Directors Guild of America, gleichzeitig wurde der Film jedoch unter anderem in seinem Heimatland verboten und Bertolucci zu einer mehrmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt.
Ebenfalls zu seinen bekanntesten Werken zählt das Historienepos 1900 (1975/76), in dem er ein Porträt der konfliktreichen norditalienischen Gesellschaft um die Jahrhundertwende zeichnete. 1987 war Bertolucci mit seinem monumentalen, farbenprächtigen Bilderbogen Der letzte Kaiser an der Spitze seines Erfolgs angekommen: Insgesamt neun Oscars® bekam er für seine an Originalschauplätzen in der Verbotenen Stadt in Peking gedrehte Verfilmung der Biographie des letzten Kaisers der chinesischen Qing-Dynastie. Bertolucci war der erste europäische Regisseur überhaupt, dem die Erlaubnis erteilt wurde, in der Verbotenen Stadt zu drehen. Mit Little Buddha kehrte Bertolucci 1993 noch einmal zur fernöstlichen Geschichtsthematik zurück, bevor er sich zehn Jahre später mit Die Träumer (2003) der französischen Studentenbewegung der 1960er widmete. Am 26. Oktober 2018 verstarb Bernardo Bertolucci in Rom.
Ich und Du (2012)
Die Träumer (2003)
Shandurai und der Klavierspieler (1998)
Gefühl und Verführung (1996)
Little Buddha (1993)
Himmel über der Wüste (1990)
Der letzte Kaiser (1987)
L'addio a Enrico (1984)
Die Tragödie eines lächerlichen Mannes (1981)
1900 (1976)
Der letzte Tango in Paris (1972)
Die Strategie der Spinne (1970)
Der große Irrtum (1970)
Partner (1968)
Vor der Revolution (1964)
La commare secca (1962)