Die Ikone des Independent-Films
Skurrile Typen, ein lakonischer Grundton und jede Menge handgemachte Musik: Diese Elemente gehören zu den unverwechselbaren Eckpfeilern in Jim Jarmuschs Werk. In der Mischung ergeben sie ein Kino müheloser Coolness und Authentizität. Obwohl er stets darauf bedacht ist, sich vom klassischen Hollywood-Kino abzuheben, gibt es wohl kaum einen Star, den Jarmusch nicht für eine Zusammenarbeit gewinnen konnte. Andernorts jedoch bleibt er seiner Independent-Linie treu: Er hat die Synchronisation vieler seiner Arbeiten untersagt und besitzt die Originalnegative all seiner Filme.
James R. Jarmusch wurde 1953 in Akron, Ohio als Sohn einer Filmkritikerin geboren. 1975–79 war er Schüler und Assistent von Nicholas Ray an der New York University Graduate School. Während sein erster Spielfilm Permanent Vacation (1980) noch auf wenig Interesse stieß, wurde Jim Jarmusch 1984 mit Stranger Than Paradise über Nacht zum internationalen Festivalliebling. Down by Law (1986) mit Roberto Benigni, John Lurie und Tom Waits etablierte ihn dann endgültig als Kultfilmer. Mit Mystery Train folgte 1988 sein erster Episodenfilm. Er selbst bezeichnet seine ersten drei Spielfilme als Trilogie; in der Tat gibt es Gemeinsamkeiten: Alle drei Filme haben, wenn auch nicht auf Anhieb erkennbar, den kritischen Blick auf die amerikanische Kultur zum Thema und vermitteln über ihre düster-trüben Settings eine Erfahrung der Entfremdung, ohne sich jedoch auf eine rein pessimistische Haltung festlegen zu lassen.
Die 1990er-Jahre begannen mit Night on Earth (1991), einer charmanten Reihe von Episoden, die alle des Nachts im Taxi spielen. 1995 folgte der Antiwestern Dead Man, wiederum eine intelligent inszenierte Kritik an Amerika bzw. seiner Gründung, die auf Vertreibung und Vernichtung der indigenen Bevölkerung basiert. Ein Jahr später drehte Jarmusch Year of the Horse, eine Dokumentation über die Welttournee von Crazy Horse und Neil Young, der die Filmmusik in Dead Man maßgeblich geprägt hatte. Mit Ghost Dog (1999) vermischte er verschiedene Genres; so beschreibt Jarmusch den Film als „Gangster Samurai Hip-Hop Eastern Western“.
2003 wurde Coffee and Cigarettes vervollständigt, dessen Episoden zum Teil (unter anderem jene mit Roberto Benigni und Tom Waits) bereits während der 1980er Jahre entstanden waren. In Broken Flowers (2005) schickte Jarmusch Hauptdarsteller Bill Murray auf einen Roadtrip zu verflossenen Liebschaften. Der in Cannes mit dem großen Preis der Jury ausgezeichnete Film fand bei Kritikern großen Anklang. Gleich darauf inszenierte Jarmusch einen weiteren kuriosen und ebenso spannenden Roadtrip: The Limits of Control (2009). Zum internationalen Cast gehören hier neben altbekannten Jarmusch-Darstellern wie Isaach De Bankolé oder Bill Murray auch die britische Schauspiellegende John Hurt, Oscar®-Preisträgerin Tilda Swinton und Mexikos Shooting-Star Gael García Bernal, virtuos und bildgewaltig in Szene gesetzt von Kameramann Christopher Doyle. 2013 folgte dann mit Only Lovers Left Alive Jarmuschs ganz eigener Zugriff auf das Vampirgenre, in dem Tilda Swinton und Tom Hiddleston als unsterbliche Liebhaber über das Dasein sinnieren. Mit Paterson (2016) kehrte er im Anschluss zurück in die gewöhnliche Welt, um aus dem Leben eines ungewöhnlichen Busfahrers und heimlichen Poeten zu erzählen. Zuletzt erschien im selben Jahr außerdem die Stooges-Dokumentation Gimme Danger.
Jim Jarmusch ist einer der konsequentesten Independent-Regisseure und gehört als populärer Außenseiter zu den wichtigsten Filmemachern seiner Generation.
Gimme Danger (2016)
Paterson (2016)
Only Lovers Left Alive (2013)
The Limits of Control (2009)
Broken Flowers (2005)
Coffee and Cigarettes (2003)
Ghost Dog – Der Weg des Samurai (1999)
Year of the Horse (1997)
Dead Man (1995)
Night on Earth (1991)
Mystery Train (1989)
Down by Law (1986)
Stranger Than Paradise (1984)
Permanent Vacation (1980)