Okay, bei dieser Wahl sind wir ein bisschen voreingenommen. Aber Antonio Banderas meistert in Leid und Herrlichkeit nun mal eine ganz besondere Schwierigkeit: Er spielt jene Rolle, die sein Mentor und langjähriger Wegbegleiter Pedro Almodóvar mit starken autobiografischen Zügen versah – und zwar so, dass er Almodóvar nicht zu nahe tritt und sein Wesen dennoch authentisch rüberbringt. Herausragend in einem wundervollen Film. Bravo!
Diese Show war viel zu gut, um sie nur einmal abzuziehen. J. Lo und Shakira fackelten in der Halbzeit des Superbowl ein Feuerwerk ab. Ihre Performance war so beeindruckend, dass manche/r Kommentator*in witzelte: Es gab ein Football-Spiel beim Konzert von J. Lo und Shakira? (nebenbei Glückwunsch an die Kansas City Chiefs). Mutig übten die Kolumbianerin und die US-Amerikanerin mit puertoricanischen Wurzeln vor einem Abermillionenpublikum offene Kritik an Trumps (Einwanderungs-)Politik.
Die Oscars kommen inzwischen ohne feste/n Gastgeber*in aus, Ricky Gervais versprüht seinen Sarkasmus bei den Golden Globes und die anderen…wer waren noch mal die anderen (außer Ellen)? Joaquin Phoenix, der für seine Rolle als Joker ebenfalls einen Oscar verdient hätte, wäre unser Host der Träume. Kein Blatt vor dem Mund, wie zuletzt seine Dankesrede bei den BAFTA Awards bewiesen hat – und immer für einen unerwarteten Moment gut. Wäre da nur nicht seine schlimme Bühnenangst…
Nicht jeder unserer Wünsche kann in diesem Jahr wirklich in Erfüllung gehen. Klar. Das heißt nicht, dass man als Kino-Fan seine Ansprüche an die prestigeträchtigen Academy Awards unter den roten Teppich kehren muss. Deshalb: So viel Diversität bei den Preisträger*innen und so wenig Konventionalität in der Präsentation wie möglich, bitte! Hollywood ist und bleibt eine Traumfabrik, in der man für seine Überzeugungen hart kämpfen muss. Kirk Douglas, gerade im Alter von 103 Jahren verstorben, hat es vorgelebt. Möge er in Frieden ruhen und mit seiner Haltung die Jüngeren inspirieren.
Es wäre eine Sensation, würde mit Bong Joon-hos Martial-Class-War-Arts-Thriller Parasite ein fremdsprachiger Film in der wichtigsten Kategorie gewinnen – doch nicht ganz unverdient oder gar unmöglich. Klarer Favorit nach dem Triumph bei den Globes ist allerdings Sam Mendes' One-Take-WW1-Kriegsdrama 1917, das uns atemlos in die Geschichte (und die Historie) hineinzieht. Wer auf Todd Phillips' Joker wettet, liegt ebenso im Trend. Haben Noah Baumbachs Marriage Story und Greta Gerwigs Little Women Außenseiterchancen? Hoffentlich. Zu einer guten Oscar-Nacht gehört auch die eine oder andere Überraschung…Nicht wahr, Mr. Scorsese?
WF