Vor dieser seltsamen Corona-Zeit hätte man sich ja nie so richtig als Fan von Shoppingzentren geoutet. Jetzt fällt uns aber trotzdem auf, wie schön das sein konnte, durch die bunte Konsumwelt zu streifen, hier eine Tasche, da ein Buch, dort ein Eis zu kaufen und sich über die cool rumstehenden, lauten Teenies zu amüsieren. Mallrats kann dieses Gefühl ganz gut simulieren. Auch wenn der Film uns natürlich in die Neunziger zieht, trifft er die Atmosphäre dieser Orte doch immer noch gut – und quasselt einen nebenbei ganz formidabel mit dummen Sprüchen und Comic-Nerdwissen zu, fast wie damals im Jugendzimmer.
Während wir diese Zeilen schreiben, scheint die Sonne, und man könnte zum ersten Mal in T-Shirt raus. Die Abende riechen gar schon nach Sommernacht, auch wenn die Temperaturen noch ein wenig aufholen müssen. Und trotzdem wissen wir, dass Vernunft und Gesundheit gerade wichtiger sind. #staythefuckhome ist das Motto. Fast sehnsüchtig, aber auch ein wenig optimistisch, greifen wir zu Rohmers "Erzählungen der vier Jahreszeiten" und verbringen einen unbeschwerten Sommer mit Gaspard und seinen Liebschaften. Selten wurde die Schönheit dieser besonderen Jahreszeit so perfekt eingefangen wie hier.
Jetzt, wo alle Konzerte, Kinoverführungen und sonstige Kulturveranstaltungen abgesagt sind, merkt man erstmal, wie privilegiert man eigentlich ist, dass man in einigen Städten und Regionen jeden Abend irgendwo Kultur tanken kann. Und man spürt schon jetzt, wie all diese Herzbluttäter*innen, die uns das ermöglichen, mit auf Kante genähten Einkommen leben müssen. Ebenso wenig wie das Heimkino jemals den Kinobesuch ersetzen kann, wird ein Konzertfilm das fehlende Live-Erlebnis ausgleichen können, das wissen wir, aber ein guter Konzertfilm hilft vielleicht ein wenig – und da ist Shine A Light halt immer noch einer der besten.
Zugegeben, Familien werden dieses Problem eher nicht haben. Aber all die Alleinwohner*innen und Singles, wünschen sich nun doch vielleicht manchmal die chaotische WG-Clique zurück, die man während des Studiums manchmal etwas anstrengend fand. Wir glauben fest daran, dass wir in den nächsten Tagen und Wochen viele Varianten digitaler Geselligkeit durchspielen und uns oft zum Skype-Bierchen verabreden werden. Aber das hindert uns nicht daran, hin und wieder in der L’Auberge Espagnole vorbeizuschauen, ob endlich jemand den Abwasch gemacht hat.
Es gibt diese Filme, die einem immer wieder, auch in sorgenvollen Zeiten, ein Lächeln ins Gesicht hauen können. Für uns sind das die Filme von und mit Jacques Tati. Wundersame No-Brainer, völlig aus der Zeit gefallen. Wenn man also mal nicht groß nachdenken will und sich in diesen warmen Humor wickeln möchte: Genau dann machen wir Die Ferien des Monsieur Hulot. Gilt übrigens auch für alle Chaplin-Filme.
P.S.: Bleiben Sie gesund!
DK