Über die Filme des großen Jacques Tati muss man eigentlich ebenso wenig Worte verlieren wie Tati selbst, wenn er als Monsieur Hulot den banalen Alltag als ein großes Abenteuer darstellt, dessen zahlreiche Teufelchen in jedem Detail stecken. Er spricht ja eigentlich nie. Trotzdem kann es schnell passieren, dass man die bis in die kleinste Einzelheit choreografierten Szenen aus Tatis Filmen und das nur bei oberflächlicher Betrachtung willkürlich erscheinende babylonische Sprachgewirr mit dem richtigen Leben verwechselt – davon nur durch das humorvolle Klima zu unterscheiden. In Tatis letztem Hulot-Film Trafic – Tati im Stoßverkehr nahm sich der geniale Komiker vor 50 Jahren eines weiterhin brennend aktuellen Themas an. Und man kann sich vorstellen, dass solche Szenen manchem Briten, der in jüngster Zeit wegen der im Königreich herrschenden Sprit-Knappheit schlechte Laune hatte, ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hätte: Tati mit dem Kanister in der Hand oder beim Radwechsel. Absurd, komisch, ein wenig melancholisch erscheint ja alles, was er tut, auch wegen seiner seltsam zurückgenommenen Omnipräsenz.
Stell dir vor, es ist Automesse und (noch) keiner ist da © Studiocanal
Diese Reise Monsieur Hulots zur Automesse samt ihrem beiläufigen Porträt einer Branche sowie von deren alles dominierendem Blech-Fetisch und der dazu passenden Zielgruppe, dieser Trip entlang den Dogmen der industriellen Mobilität schlechthin, ist sowohl ein immer noch gültiger Kommentar auf Fabrikation und Finanzierung der Fortbewegung zu Lasten der Umwelt als auch – was heute gerne vergessen wird – auf dem Rücken der mitunter im Akkord an diesem Phänomen arbeitenden Menschen. Noch dazu gelingt Jacques Tati eine Hommage an dieses wundervolle Ding namens Auto, das uns alle auf gewisse Weise bewegt.
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WF