Schweine sind äußerst intelligente und liebenswerte Tiere. Doch wo sie nicht auf dem Teller landen, gelten sie zumeist als unerwünscht. Für gläubige Muslime und Juden etwa sind Schweine tabu, nicht nur auf der Speisekarte. Der New Yorker Arzt Harry Rosenmerck (James Caan) hat es sich jedoch in den Kopf gesetzt, ausgerechnet in Israel Schweine zu züchten – auch noch in Nazaret, wo der Bibel nach ein gewisser Jesus lebte.
Regisseurin Amanda Shters setzt den Querkopf in Die Wurzeln des Glücks zwischen alle Stühle. Sowohl der benachbarte Rabbi Moshe (Tom Hollander) als auch ein muslimischer Anwohner beschweren sich über die grunzenden Viecher, ein Mönch beansprucht Harrys Grundstück als historisches Erbe des Heilands für sich und das ganze Christentum. Da liegt es nahe, die Flucht zu ergreifen. Es wäre ja auch ein Plätzchen am Familientisch zu vergeben, um den sich Harry, seine Ex-Frau Monica (Rosanna Arquette) und die beiden Kinder allerdings schon lange nicht mehr gemeinsam versammelt haben. Die Familie ist zerrissen und kommuniziert hauptsächlich schriftlich miteinander. Harrys Sohn David (Jonathan Rhys Myers) verarbeitet die Trennung und den ihr zugrundeliegenden Vater-Sohn-Konflikt als Autor von Theaterstücken, Tochter Annabelle ist ein Freigeist, in deren Bauch neues Leben heranreift, während bei Monica ein tödlicher Tumor entdeckt wird.
Rabbi und Schweinezüchter: Ungewöhnliche Männerfreundschaft
Der Film erzählt nicht nur die Geschichte einer Männerfreundschaft, die sich allmählich zwischen Harry und dem Rabbi herausbildet. Er stellt auch die Frage, warum es innerhalb einer Familie keine freundschaftlichen Gefühle geben kann; weshalb es sich um Liebe handelt, die ein Alles-oder-Nichts-Verhalten von den Liebenden und Geliebten verlangt. Monicas Tod und die Geburt von Annabelles Kind – es sind Schlüsselereignisse, die aus der scheinbaren Komödie um Schweine im Heiligen Land und ein Ferkel, das Judas heißt, ein Drama um enttäuschte Hoffnungen, unerwiderte Gefühle, tief verinnerlichten Glauben, unangepasste Sturheit mit einer Spur Optimismus machen. Regisseurin Amanda Shters gräbt mit ihrem Film nach den Wurzeln des Glücks und verarbeitet das, was sie findet, zu Medizin. Leicht bitter im Geschmack aber besänftigend und inspirierend. Es tut uns allen gut, davon zu kosten. Denn an jeder Ecke des Lebens lauern Konflikte, die sich nicht von selbst lösen.
WF