Der Originaltitel dieser bissigen Komödie, Cecil B. Demented, legt die Spur zu Erfahrungen, die Regisseur John Waters am eigenen Leib durchgemacht hat. Als Ikone des Underground-Films wurde er höchstpersönlich einst von einem Kritiker so getauft – in Abwandlung des Namens des Klassiker-Regisseurs Cecil B. DeMille.
Ein irrer Independent-Filmemacher namens Cecil B. Demented steckt wiederum in dieser Waters-Groteske aus dem Jahr 2000 hinter einem wahrlich abgedrehten Plan. Er und sein Team, das sich die Rettung der Filmkunst vor dem Studio-System Hollywoods auf die Fahnen geschrieben hat und dessen einzelne Mitglieder jeweils den Namen eines großen Regisseurs als Tattoo tragen – entführen ausgerechnet einen Star aus der Traumfabrik. Die von Melanie Griffith gespielte Honey Whitlock soll ihnen kein Lösegeld einbringen, es handelt sich vielmehr um ein Verbrechen aus Liebe zum Kino.
Erfolg ist verführerisch, die Kunst ein Luxus © Studiocanal
Kidnapping-Opfer Whitlock findet sich am Set eines Films wieder, in dem die Kunst gegen den Kommerz verteidigt wird. Einspruch? Klappe! Neben Griffith, die ihre Figur mit der nötigen Autorität der eigenen großen Erfolge spielt und dabei stets einen gewissen Abstand zu jenen durchblicken lässt, die für Geld und Ruhm alles machen würden, hat Waters auch einige weitere "echte" Stars für seinen augenzwinkernden Angriff aufs Establishment gewinnen können.
Aufwendiges Makeup und ungeschminkte Wahrheiten © Studiocanal
Stephen Dorff als Regie-Exzentriker und Maggie Gyllenhaal etwa sind mit ganzem Herzen bei der Sache, wenn das Filmemachen an sich persifliert wird – es scheint halt Dinge zu geben, die den größeren und kleineren Produktionen gemein ist. Einerseits ist Abgebdreht – In der Gewalt des Cecil B. eine böse Kritik an der Einfallslosigkeit und mangelnden Risikobereitschaft im Prequel und Sequel-Betrieb Hollywoods, andererseits bedient sich John Waters bei den Ressourcen von Tinseltown und findet genug Gelegenheit für eine Hommage an dessen historische Errungenschaften.
Der Witz und Charme des Unternehmens steht und fällt allerdings mit der Grandezza von Melanie Griffith/Honey Whitlock – das gilt für den Film wie für den Film im Film. In Griffith' Vita sind nun mal die 1980er und 90er Jahre zu einer einzigen Epoche verschmolzen, die sie zur Jahrtausendwende am Scheitelpunkt vor einer neuen Ära mit der hemdsärmeligen Darstellung dieser wahnsinnigen Diva vorläufig krönte. Wir gratulieren nachträglich – auch zum 66. Geburtstag am 9. August 2023.
WF