Stellen Sie sich vor, Sie erhalten eine Postanweisung über eine beträchtliche Geldsumme. Nehmen wir an, Sie können diese Finanzspritze gut gebrauchen, da Sie in bescheidensten Verhältnissen leben. Nun bekommen auch noch ihre Nachbarn Wind von der Sache und bitten Sie um Kredit, bevor Sie die Überweisung einlösen konnten. Schon erleben Sie eine dramatische Zuspitzung ihres Lebens. Und wenn es dann noch erhebliche Schwierigkeiten gibt, an das Geld heranzukommen, könnte aus ihrem Dilemma ein spannender Film werden.
1968 feierte Ousmane Sembènes Mandabi auf den Internationalen Filmfestspielen von Venedig Premiere und wurde mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet. Regisseur Sembène hatte mit dieser so schlicht anmutenden Geschichte ein vielschichtiges Werk von historischer Bedeutung geschaffen – nicht nur im künstlerischen Sinn.
Mandabi ist der erste Spielfilm, der in einer afrikanischen Sprache – Wolof – gedreht wurde. Sembéne wollte ein Kino von, über und für Afrikaner*innen schaffen. Die Auswirkungen des Kolonialismus hängen wie eine dunkle Wolke über dem alltäglichen Leben von Ibrahima Dieng (Makhouredia Gueye) – und über seiner Odyssee, zu der sich das Geldabholen entwickelt.
Auf Grundlage einer eigenen Kurzgeschichte erzählt Autor und Filmemacher Ousmane Sembène mit feinem Witz und legt dabei den Finger in die Wunden einer gebeutelten Gesellschaft. Ende Juni kommt das Meisterwerk in einer wunderbar aufbereiteten Edition, restauriert in 4K, mit diversen Extras und einem ausführlichen Booklet. Hier gibt es schon mal den Trailer.
WF