Pedro Almodóvar gilt als einer der weltweit erfolgreichsten spanischen Regisseure des zeitgenössischen Kinos. Bekannt ist er vor allem für seine starken, exzentrischen Frauenfiguren, die unabhängig von Klasse und Alter ihre Sehnsüchte ohne jede Diskretion ausleben. In teils bizarren Handlungsgeflechten verbindet der Regisseur selbst die tiefste Tragik mit entwaffnendem Humor und schafft es wie kein zweiter, mit seinem einzigartigen Blick auf das Leben die Zuschauer zu berühren.
Pedro Almodóvar wird 1949 in Calzada de Calatrava in Spanien geboren. Im Alter von acht Jahren zieht er mit seiner Familie aus der sehr armen Region La Mancha nach Extremadura. Eine Schulbildung ist nur in der Klosterschule möglich, eine Erfahrung, nach der Almodóvar beginnt sich vom Glauben zu entfernen. Der leidenschaftliche Berufswunsch Filmemacher bringt ihn mit 16 Jahren ohne Geld, Anstellung oder Verbindungen nach Madrid. Da die Filmhochschule bald darauf von Diktator Franco geschlossen wird, macht Almodóvar mitten im urbanen Chaos das Leben zu seiner Ausbildung. Durch eine Reihe von Gelegenheitsjobs finanziert er sich schließlich eine eigene Super-8-Kamera und lernt als Verwaltungsangestellter bei einer Telefongesellschaft die vielen alltäglichen Dramen der bürgerlichen Mittelschicht kennen.
Diese werden zum Zentrum der Prosatexte, an denen er spätabends arbeitet. Parallel dazu schließt er sich als Schauspieler der legendären Theatergruppe „Los Goliardos“ an, schreibt für verschiedene Untergrundzeitschriften und gründet die Rockband „Almodóvar y McNamara“. Nachdem er vier Jahre lang Kurzfilme gedreht hat, beendet er 1980 seinen ersten Langfilm. Die Komödie „Pepi, Luci, Bom und der Rest der Bande“ wird in der Post-Franco-Ära zum überraschenden Publikumserfolg und macht Almodóvar zum Star der Movida. In den folgenden Jahren realisiert der Regisseur zumeist schrill bunte, aber dennoch provokante Komödien, in der er die spanische Gesellschaft porträtiert - oft eigentümlich, manchmal melancholisch, immer empathisch. Es entstehen Filme wie »Labyrinth der Leidenschaften« (1982), der Debütfilm von Polizistensohn Antonio Banderas und „Womit hab‘ ich das verdient?“ (1984) mit Carmen Maura, die seit seinem ersten Film mit Almodóvar zusammenarbeitet.
Gemeinsam mit seinem Bruder Agustín gründet Almodóvar 1987 die Produktionsfirma »El Deseo«. Die erste Produktion ist »Das Gesetz der Begierde« (1987), ein Film den der Regisseur selbst als Schlüsselfilm seiner Karriere beschreibt. Auf die Erfolgsfilme „Fessle mich!“ (1990), „Kika“ (1993) und „Mein blühendes Geheimnis“ (1995) folgt „Live Flesh – Mit Haut und Haar“ (1997), der die spanische Schauspielerin Penélope Cruz einem Weltpublikum vorstellt. Der Handlungsort bleibt dabei stets Madrid, im Mittelpunkt stehen die Feier der Liebe, Suche nach dem Glück, weibliche Solidarität und die enge Beziehung zur Mutter. Die Melodramen „Alles über meine Mutter“ (1999) und „Sprich mit ihr“ (2002) erreichen internationale Anerkennung, die mit Oscars® und zahlreichen europäischen Filmpreisen ausgezeichnet werden. „La mala educación – Schlechte Erziehung“ (2004) hilft Almodóvar, seine Kindheit in der Klosterschule zu verarbeiten und mit der Katholischen Kirche abzurechnen. 2019 arbeitet Almodóvar in „Leid und Herrlichkeit“ nach zwei Jahrzehnten wieder mit Antonio Banderas zusammen und besetzt ihn als Salvador Mallo, einen von Selbstzweifeln geplagten Filmemacher, der fürchtet, die Inspiration und Leidenschaft haben ihn verlassen. Das bewegende Drama „Parallele Mütter“ (2021), wurde international gefeiert und bescherte Penélope Cruz eine Oscar®-Nominierung. Der Filmemacher bezieht seine Ideen noch immer von der spanischen Kultur, eine Quelle, die ihm dank seinem Einfallsreichtum wohl nie ausgehen wird.
Pepi, Luci, Bom und der Rest der Bande (1980)
Labyrinth der Leidenschaften (1982)
Womit hab‘ ich das verdient? (1984)
Das Gesetz der Begierde (1987)
Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs (1988)
Fessle mich! (1990)
High Heels (1991)
Kika (1993)
Live Flesh – Mit Haut und Haar (1997)
Alles über meine Mutter (1999)
Sprich mit ihr (2002)
La mala educación – Schlechte Erziehung (2004)
Volver – Zurückkehren (2006)
Leid und Herrlichkeit (2019)
Parallele Mütter (2021)