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Almodóvar über Almodóvar: Das Kino als Zufluchtsort und Spiegel

Der spanische Regisseur Pedro Almodóvar schreibt nicht nur seine Filme, sondern oft auch die Pressemappen dazu. Darin finden sich so einige Schmuckstücke – kurze essayistische Überlegungen oder auch mal Interviews mit sich selbst. Wir werden in den nächsten Wochen einige davon vorstellen – los geht es mit diesen Kurz-Essay zu La mala educación – Schlechte Erziehung.

Filmgeschichten/Drehmomente 29. August 2022

Ich bin der Meinung, dass Kinos gute Zufluchtsorte für Mörder und Einsame sind. Außerdem betrachte ich die Leinwand gerne als Spiegel der Zukunft. Juan und Herr Berenguer (Gael García Bernal und Lluis Homar) gehen in diesem Film in ein Kino, um die Zeit totzuschlagen, nachdem sie jemanden umgebracht haben. Der Abend verdunkelt sich aus drei Gründen: Der Himmel droht zu stürmen, und in dem Kino, in dem die beiden Figuren landen, werden zwei Perlen des französischen Film noir gezeigt: La bête humaine (Renoir) und Thérèse Raquin (Marcel Carné), beide nach Romanen von Zola. In den beiden Filmen geht es um ähnliche Situationen wie die der beiden Männer, die sie sich ansehen, während sie auf den Einbruch der Mittelmeernacht warten. Als sie das Kino verlassen, beklagt sich Herr Berenguer, der am Boden zerstört ist: "Es ist, als ob alle Filme über uns sprechen würden." (Die große Leinwand als Spiegel der Zuschauer).

In einer anderen Sequenz stehen sich Fiktion und Realität gegenüber, wie der Zuschauer und die Kinoleinwand. Als Herr Berenguer das Set von Enrique Goded besucht, sieht er vor der Kamera Pater Manolo, oder vielmehr Herrn Berenguer, bevor er seine schlechten Gewohnheiten abgelegt hat, sich an seinen Schützlingen zu vergreifen. Es ist ein Film, den einer seiner Schüler (Ignacio) geschrieben hat und bei dem ein anderer (Enrique) Regie führt. Herr Berenguer kann über seine dunkle Vergangenheit nachdenken, die von den beiden Schülern, die Jahre zuvor seine Opfer waren, erzählt und verformt wird.

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Die Erzählung reflektiert sich selbst und dreht sich um verschiedene Besuche. Selbst die Szene, die die beiden Jungen im Kino sehen, ist ein Besuch in einem Kloster (Sara Montiel kehrt, nachdem sie in Esa Mujer ein unbeschreibliches Schicksal durchlebt hat, in das Kloster zurück, in dem sie ihre schlechten Gewohnheiten angenommen hat). Es geht um Doppeldeutigkeit, Duplizität und Spiegel, die das, was sie sehen, vervielfältigen und verformen.

Enrique Goded beschließt, die Kurzgeschichte seines Freundes Ignacio zu verfilmen, wodurch sich die Versionen, die wir von ein und derselben Geschichte sehen, verdreifachen: die "echte" Geschichte, von der Ignacio in seiner Kurzgeschichte erzählte, die von der echten Geschichte inspiriert und phantasiert wurde, und die, die Enrique aus der Kurzgeschichte adaptiert und als Film visualisiert.

La mala educación – Schlechte Erziehung ist also die Geschichte eines dreifachen Dreiecks (die beiden Schüler und der Schuldirektor). Mehrere Geschichten, die wie russische Puppen ineinander versteckt sind, obwohl sie eigentlich nur eine einzige Geschichte sind.

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