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Ein Date mit Catherine Tramell: Basic Instinct am Dienstag im Kino erleben!

Sharon Stone schrieb mit Basic Instinct Kinogeschichte. Und zwar nicht wegen DER einen Szene, sondern weil sie mit Catherine Tramell eine faszinierende Schurkin spielte – freier, verführerischer, böser und intelligenter als vieles, das man bisher auf der Leinwand gesehen hatte. In der Reihe "Best of Cinema" läuft Basic Instinct in der restaurierten Version am Dienstag in ausgewählten Kinos.

Filmgeschichten/Drehmomente 06. Februar 2023

Am Dienstag, dem 7. Februar 2023 bringt die Reihe "Best of Cinema" den Kultfilm Basic Instinct von Paul Verhoeven noch einmal in ausgewählte Kinos in ganz Deutschland. Eine Liste der teilnehmenden Spielstätten und alle weiteren Infos gibt's hier. Lesen Sie hier zur Einstimmug noch einmal unseren kurzen Essay über die Rolle der Catherine Tramell, mit der Sharon Stone einerseits Kinogeschichte schrieb und andererseits lange haderte.

Über dreißig Jahre nach seiner Premiere bleibt Basic Instinct von Paul Verhoeven ein Film, der es einem nicht leicht macht, ihn ohne Vorbehalte zu lieben. Aber er bleibt ein Spektakel. Ein Kassenschlager. Eine solide Hitchock-Verneigung. Ein Kultfilm. Ein Pulp-Vergnügen. Ein Eispickel-Splatter. Ein Schaulaufen toxischer Bullen auf Testosteron. Eine Männerphantasie mit feministischer Gegenwehr von außen und innen. Was den Film dabei aber immer wieder rettet: Sharon Stone in der Rolle der Catherine Tramell. Die stielt nämlich erzählerisch und schauspielerisch in diesem Film allen Männern die Show. Die Los Angeles Times-Journalistin Mimi Avins schrieb vor einigen Jahren sehr treffend: "Basic Instinct war mehr als ein Guilty Pleasure. Der Film hat einen Nerv getroffen, in dem er den Kampf der Geschlechter in den frühen 90ern überzeichnet dramatisierte."

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In diesem Kampf war – zumindest in diesem Film – Catherine Tramell die Gewinnerin. Sie hatte Geld, Bildung (Berkeley-Abschlüsse in Literaturwissenschaften und Psychologie), Ansehen als Bestseller-Autorin, Charisma, ein freies bi-sexuelles Liebesleben und natürlich ein Aussehen, das diverse Polizisten in ihrer Anwesenheit zum Sabbern brachte. Das klingt etwas reißerisch formuliert, aber wer sich die legendäre Verhörszene noch einmal ganz anschaut, wundert sich wirklich, dass in diesem besonderen Licht nicht auch die Sabberfäden in den Mundwinkeln von Detective Nick Curran (Michael Douglas) und seinen Kollegen glänzen.

Ausgedacht hat sich diese Figur allerdings ein Männerhirn: der ungarisch-amerikanische Drehbuchautor Joe Eszterhas. Der hatte einige Jahre zuvor Flashdance geschrieben und galt seit Mitte der Achtziger als Schreiber-Hot-Shot. Eszterhas war außerdem Journalist und hatte eine Weile das Crime Ressort einer Zeitung beackert. Dort lernte er einen Cop kennen, der "etwas zu sehr auf Schießereien stand" und gerne "auf der Rasierklinge" tanzte, wie er 2020 in einem Interview zu Protokoll gab. Catherine Tramell modellierte Eszterhas hingegen als Überzeichnung einer "brillanten und extrem manipulativen Frau" aus seinem Bekanntenkreis. In seiner Schreiberfantasie brachte Joe Eszterhas die beiden zusammen - für ein "spektakuläres psychologisches Duell, das sich bis auf das Schlafzimmer ausweitet."

Roxanne Roxy Hardy (Leilani Sarelle) ist die Geliebte von Catherine Tramell (Sharon Stone) © STUDIOCANAL GmbH

Roxanne 'Roxy' Hardy (Leilani Sarelle) ist die Geliebte von Catherine Tramell (Sharon Stone) © STUDIOCANAL GmbH

Feministische Motive beim Schreiben sollte man Eszterhas also nicht unterstellen, obwohl er einmal sagte, er sei gut vernetzt in der feministischen und queeren Szene San Franciscos zu der Zeit. Als diese während der Dreharbeiten protestierte, weil man gehört hatte, dass die Schurkin des Films eine offen bi-sexuell lebende Frau war und man einen weiteren Fall von "queerphobia" befürchtete, setzte Eszterhas sich dafür ein, ein Gespräch mit den Protestierenden zu suchen und eventuell gar Änderungen vorzunehmen – was Verhoeven nicht zuließ. Eszterhas sagte später: "Ich hätte es gut gefunden, wenn wir mit der LGBT+-Bewegung gearbeitet hätten. Ich wollte ja erreichen, dass der Film in dieser Hinsicht einen positiven Effekt hat: Catherine ist ja quasi ein Lead Character, der im Grunde fast pan-sexuell zu lesen ist." Andererseits hat Eszterhas aber auch einige Jahre später das Script zu Showgirls verbrochen, was man an dieser Stelle nicht verschweigen sollte (Regie dabei übrigens: Paul Verhoeven). Die Kritik ebbte interessanterweise kurz nach Kinostart ab, als klar erkennbar wurde, wer in diesem Film alle Asse im Ärmel und Eispickel unter dem Bett hat. Die queere Filmkritikerin und Feministin B. Ruby Rich schrieb dazu in ihrem Essay "New Queer Cinema" recht angriffslustig: "Basic Instinct wurde vom selbst-gerechten Zweig der queeren Community attackiert – bis auch die Kampflesben gemerkt haben, was für einen Riesenspaß der Film macht."

DIE noch immer hart diskutierte Verhör-Szene mit Sharon Stone © STUDIOCANAL GmbH

DIE noch immer hart diskutierte Verhör-Szene mit Sharon Stone © STUDIOCANAL GmbH

Dieser "Riesenspaß" entsteht vor allem, wenn man dem Verwirrspiel von Catherine Tramell und Sharon Stone erliegt. Stone musste dabei hart um diese Rolle kämpfen. Verhoeven hatte sie schon seit Total Recall als Kandidatin gesehen, wo sie in der Rolle der Lori einmal gar Arnold Schwarzenegger K.O. schlägt. Die Produzenten jedoch glaubten, Stone sei noch nicht bereit für eine Hauptrolle. Die Liste jener Schauspielerinnen, die diese Rolle abgelehnt haben, liest sich noch heute spektakulär: Michelle Pfeiffer, Demi Moore, Kim Basinger, Julia Roberts – angeblich habe man sogar Meg Ryan im Sinn gehabt. Verhoeven sagt in der Doku Basic Instinct: Sex, Death & Stone aus dem vergangenen Jahr: "Die Art, wie sie in Total Recall spielte, überzeugte mich, sie für Basic Instinct zu fragen. Aber die Produzenten wollten noch abwarten und hofften auf einen 'bekannteren Namen'. Michael Douglas war damals in der absoluten A-Liga. Viele meinten, er brauche eine Co-Darstellerin auf gleichem Karriere-Level. Ich wusste, dass Sharon es kann, aber es brauchte eine Weile, bis wir sie fragen durften."

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Weiblichkeit & Sexualität in BASIC INSTINCT - Ein Video Essay

In derselben Doku erklärt Sharon Stone, warum sie diese Rolle so unbedingt wollte: "Auch ich wurde von Catherine Tramell verführt. Vor allem, weil sie absolut keine Grenzen kennt. Catherine ist so roh und bereit alles zu tun, um Nick in ihr Netz zu zerren. Sie verführt ihn mit ihrer Intelligenz. Mit ihrer Sexualität. Und wenn sie sieht, dass es funktioniert, bereitet ihr das das größte Vergnügen." Allerdings stellt Sharon Stone auch klar, dass man falsch liegt, wenn man in Catherine bloß eine Femme Fatale oder gar eine Nymphomanin sieht: "Sie ist eine Soziophathin. Sex ist für sie nur ein Werkzeug." Erst habe sich Stone in ihrer Rolle unsicher gefühlt, erzählt sie in der Dokumentation. Ein Rat von Michael Douglas habe sie dann auf die richtige Spur gebracht: "Er meinte eines Abends zu mir, die Rolle des Bösewichts sei immer die beste. Das habe er bei Wall Street gelernt. Darüber habe ich lange nachgedacht. Und mir dann gesagt: Stimmt. Der Teufel persönlich ist immer spannendste Gast auf der Cocktailparty. Also bin ich genau das."

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