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Four Rooms – Silvester in fremden Betten: Der Film für die nächste Hotelübernachtung

Vier Regisseur:innen, vier Hotelzimmer – und ein wahlweise bemitleidenswerter oder zu beneidender Hotelpage (Tim Roth). Die schwarzhumorige Low-Budget-Episoden-Farce Four Rooms aus dem Jahr 1995 ist auch heute noch ein großer Spaß – vor allem, wenn man sie in einem Hotelzimmer schaut.

06. Juni 2024

Four Rooms – Silvester in fremden Betten aus dem Jahr 1995 ist ein kruder Film. Da wäre zum einen die Feststellung, dass er im Hollywood-Vergleich eher eine Low-Budget-Produktion ist – und trotzdem folgende Stars versammelt: Tim Roth, Antonio Banderas, Madonna, Quentin Tarantino und Bruce Willis. Dann wäre da die Sache mit der Regie und dem Drehbuch: Allison Anders, Alexandre Rockwell, Robert Rodriguez und Quentin Tarantino schrieben jeweils einen Teil des Films und führten Regie. Four Rooms ist nämlich – wie es der Titel schon recht holzhammermäßig andeutet – auf vier Episoden verteilt, die in einer Silvesternacht in vier verschiedenen Zimmern eines Hotels spielen.

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Richtig krude sind aber auch Tonfall, Dialoge und Handlung: Man merkt schnell, dass der Film eine Farce ist, der andere Episodenfilme, die oft eine gewisse schicksalsgetränkte Ernsthaftigkeit in sich tragen, auf die Schippe nehmen soll. Was für einige nicht so recht aufging: Der Hotelpage Ted (Tim Roth), der die vier Episoden verbindet, wurde zum Beispiel eigentlich Steve Buscemi auf den Leib geschrieben. Der sagte jedoch ab, weil er einen Image-Schaden fürchtete. Außerdem schwingen in Four Rooms immer wieder die Vibes vergurkter Sexfilmchen mit, die in den 90ern im Wochenend-Nachtprogramm auf RTL liefen. Nicht umsonst wird Ted von seinem Vorgänger geraten, sich nicht auf sexuelle Eskapaden einzulassen. Was natürlich nicht so recht klappt …

Wir wollen jetzt nicht so weit gehen, Four Rooms als Trash zu bezeichnen. Es ist eher so: Allison Anders, Alexandre Rockwell, Robert Rodriguez und Quentin Tarantino haben hier schlichtweg einen Heidenspaß und haben ihre Parts als schnelle Fingerübung rausgehauen, bei der einige Gags mit Ansage nicht sitzen und andere schlichtweg nicht funktionieren. Da aber der Cast ebenfalls einen Heidenspaß zu haben scheint, geht das Ganze irgendwie auf.

Tim Roth und 1/4-Drehbuchautor-Regisseur-Darsteller Quentin Tarantino © Miramax

Tim Roth und 1/4-Drehbuchautor-Regisseur-Darsteller Quentin Tarantino © Miramax

Als Zuschauer:in hat man die größte Freude, wenn man sich diesen Film tatsächlich in einem Hotel anschaut. Dieser voyeuristische Grusel, dass man nie genau wissen will, was in den anderen Zimmern so alles abgeht, wird in einem Hotelbett eben noch ein wenig intensiver spürbar. Stellen Sie sich zum Beispiel vor, wie ihr Kopfkino und ihr moralischer Kompass auf folgenden Dialog zwischen zwei Frauen reagieren würden, die der Hotelpage Ted in der Lobby aufschnappt: "Du bist nicht meine Mutter." "Doch, bin ich." "Huh, und warum schlafen wir dann miteinander?"

Mit Hotelpage Ted und dem Rest des Ensembles hat man auf jeden Fall einen wilden Abend: Man gerät als halb freiwilliger Sperma-Spender in einen erotisch aufgeladenen Hexen-Zirkel, wird aus Versehen Teil sadomasochistischer Psycho-Sexspiele, legt sich mit diabolischen, saufenden Gören an, findet eine tote Prostituierte und wird unfreiwillig Zeuge und Richter einer testosteron-geschwängerten Männerwette.

DK

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