Man kennt Sidney Poitier aus zahlreichen Filmklassikern wie Flucht in Ketten, wo er 1958 an der Seite von Tony Curtis einen Sträfling spielte, dessen Schicksal an das eines Mitgefangenen geknüpft ist – im wahrsten Sinne des Wortes. Regisseur Stanley Kramer nahm mit diesem für zahlreiche Oscars nominierten und heute zu den ewigen Meisterwerken zählenden Drama den US-Zeitgeist Ende der 1950er Jahre auf, da vermehrt der herrschende Rassismus und die Unterdrückung der Afroamerikaner*innen und anderer Minderheiten thematisiert wurden. Am Vorabend des Erstarkens der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung erhielt Sidney Poitier auf der Berlinale 1958 den Silbernen Bären als bester Schauspieler. Seine Biografie hatte diesen Lebensweg nicht unbedingt von Kindesbeinen an vorgezeichnent. Poitier war zwar durch seine Geburt in Miami US-Staatsbürger, verbrachte die ersten 15 Jahre jedoch auf den Bahamas, mit 18 verschlug es ihn nach New York. Dort spielte er Theater und erhielt ein Engagement am Broadway. Empfehlenswert ist das 2001 in deutscher Übersetzung erschienene Buch "Mein Vermächtnis. Eine Art Autobiografie", auch was die politische Wirkung von Sidney Poitier betrifft. Ein historisches Zeugnis der besonderen Art ist zudem diese Aufzeichnung aus dem Jahr 1963, als Poitier neben Charlton Heston, James Baldwin, Marlon Brando, Harry Belafonte und Joseph L. Mankiewicz an einer TV-Runde zum "Marsch auf Washington für Arbeit und Freiheit" teilnahm – und das eigene anti-rassistische Engagement als Notwenigkeit bezeichnet, um zu überleben. Am 6. Januar 2022 ist er im Alter von 94 Jahren gestorben.
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