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Kennen Sie den schon? Younger & Younger

Vor 30 Jahren kam die amüsante Geistergeschichte von Percy Adlon mit einem entwaffnenden Donald Sutherland ins Kino.

24. August 2023

Wenn zu Beginn von Percy Adlons Younger & Younger von dem Metier die Rede ist, das typisch für Los Angeles, die Stadt der Engel sei, denkt man automatisch den Bruchteil einer Sekunde lang ans Filmgeschäft. Gemeint ist allerdings, so erfahren wir bald, das Wesen der Lagerhäuser, in denen Menschen Räume mieten, um Teile ihres Lebens dort unterzubringen. Der wohl etwas weniger bekannte Film des Regisseurs Adlon, der mit Out of Rosenheim und Rosalie Goes Shopping Weltruhm erlangte, dreht sich um einen Schürzenjäger, der so gut wie sein ganzes Leben in einem dieser Lagerhäuser verbringt. Donald Sutherland spielt Jonathan Younger, den Hüter der Schätze, die andere in seinen Lagerräumen aufbewahren. In dieser Rolle ist er sozusagen gegen seinen eigenen Charakter besetzt, denn Jonathan Younger ist ein wahrer Luftikus und prinzipiell niemand, dem man seine Herzensangelegenheiten anvertrauen möchte. Andererseits kann so ein Mensch dank seines Charmes auch ganz entwaffnend wirken. Zusammengehalten wird der Laden, mit dem Younger seine wacklige Existenz bestreitet, jedoch von der gewissenhaften Ehefrau Penny, die er zu seiner persönlichen Sekretärin degradiert. Von Liebe keine Spur, die Gefühle scheinen irgendwo in einer dunklen Ecke des weitläufigen Etablissements eingemottet zu sein, auf dessen Gängen sich Jonathan Younger bewegt, als gehöre ihm die ganze Welt und nicht nur die Flausen im eigenen Kopf.

Ein Bild aus besseren Zeiten: Youngers in love © Kinowelt GmbH

Ein Bild aus besseren Zeiten: Youngers in love © Kinowelt GmbH

Das Schicksal wendet sich gegen Jonathan, als er beschließt, seinen nichtsnutzigen Sohn zum Business-Partner zu machen und Penny plötzlich tot umkippt. Das Herz, na klar. In der mit eher britischem Humor und Animationen à la Monty Python garnierten Ghost Story über den American Way of Life spukt Pennys Nachbild fortan durch Jonathans Kopf und taucht immer wieder in der Wirklichkeit auf, passend zum Ort der Handlung quasi als Racheengel, um ihm den Spaß an der Aufschneiderei zu verderben. Und man versteht allmählich, dass dieses Lagerhaus im Film als Hinterzimmer der Realität dient, als eine Art Theater, dessen Backstagebereich wiederum das Jenseits ist. Skurrile Figuren hängen an diesem Bild, dass das Drehbuch für uns zeichnet, wie Schmetterlinge am Lavendel, und Percy Adlon lässt seinen Stars viel Raum, ihre Flügel auszubreiten und die irren Figuren zu verkörpern – neben Sutherland glänzen Lolita Davidovich, Brendan Fraser, Julie Delpy und Sally Kellerman vor der Kamera von Bernd Heinl und zum Soundtrack von niemand Geringerem als Hollywood-Star-Komponist Hans Zimmer. Letztendlich handelt es sich bei Younger & Younger ja doch um eine einzige Liebeserklärung ans Kino. Hatten wir es doch gleich geahnt!

WF

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