Die Nacht, in der Orlando (Tilda Swinton) vom Mann zu Frau wird, ist eine der stärksten Szenen der Filmgeschichte. Gerade weil diese Szene so beiläufig und selbstverständlich ist. Als Orlando am nächsten Morgen vor dem Spiegel steht, sagt sie einfach nur: „No difference at all. Just a different sex.“
Regisseurin Sally Potter komponierte mit David Motion auch den Filmscore zu Orlando. Für den Titelsong "Coming" holte sie sich mit Jimmy Somerville einen Star an Bord, der mit seinem einzigartigen Falsett wie kaum ein anderer für das Verwischen von Geschlechtergrenzen im Pop stand.
Mit dieser Playlist danach wollen wir weitere Künstler:innen ehren, die das auch getan haben. Seien es die großen, mit den Geschlechterrollen spielenden Vorbilder wie Klaus Nomi, David Bowie und Grace Jones. Seien es queere Drag Rapper wie Big Freedia, seien es große Transgender-Sängerinnen wie Anohni, die ihre Karriere als Antony Hegarty startete. Sei es Laura Jane Grace, die einst Tom Gabel hieß und inzwischen eine der wenigen Trans-Sängerinnen und -Gitarristinnen im Testosteron-befeuerten US-Punk ist. Sei es Mavi Phoenix, der kürzlich beim ZDF Magazin Royal ein fulminantes Comeback feierte, mit seinem ersten Auftritt seit dem Beginn seiner Hormon-Therapie. Seien es Männer wie Drangsal ("Mädchen sind die schönsten Jungs") und die Indie-Kultband The Replacements ("Androgynous"), die Hymnen auf die Androgynität singen und damit wohl das sind, was man einen Ally nennt.