"Eine Schande für die ganze Nation" – wenn man das über eine Feier sagen kann, dann war sie gut. Marco Ferreris Das große Fressen erzählt bekanntlich von vier älteren Herren, die beschließen, gemeinsam an Exzess und Überfluss zu krepieren. Marcello, Michel, Ugo und Phillippe beziehen also mit drei Callgirls und einer Lehrerin eine Villa und gehen die Sache an. Das ist abgründig, komisch, ausschweifend – und für einige piefige Kritiker im Jahr 1973 eben eine "Schande".
Wir haben bewusst in der Einleitung geschrieben, dass man die hier genannten Feste "gesehen" und nicht unbedingt erlebt haben muss. Den 60. Geburtstag von Helge Klingenfeldt-Hansen (gespielt von Henning Moritzen) schaut man sich besser mit einer gewissen Distanz an – wobei uns Dogma-Regisseur Thomas Vinterberg hier direkt mit an den Tisch setzt, inmitten einer sich emotional zerfleischende Familie, deren Geschichte von Missbrauch und Verrat geprägt ist.
Filme von Terrence Malick haben ja immer etwas Feierliches. Mal schießen sie uns in die höchsten Sphären des menschlichen Empfindens und trotzdem – wie bei jeder Party – gibt es auch immer mal wieder Momente, in denen die Unterhaltungen ein wenig zu frei mäandern. Das ist auch bei Song To Song nicht anders, aber Malick schafft es hier, uns mit voller Wucht in eine Welt der Rockstars zu werfen, die eben auch mal straucheln – oder ihre Probleme von einer Aftershow-Party zur nächsten, von Festival zu Festival und von Song To Song tragen.
Zum Schluss noch eine kleine Reise in die Zeit der nie endenden WG-Parties. Cédric Klapischs Hohelied auf die Erasmus-Student*innen hat zwar schon ein paar Jahre auf dem Buckel, aber der vergnügliche, zwischenmenschlich knisternde Multi-Kulti-Reigen in einer Studi-WG in Barcelona macht immer noch eine große Freude. Was wohl vor allem daran liegt, dass man dieses Schwanken zwischen Sehnsucht, Melancholie und Rausch aus der Uni-Zeit noch gut in Erinnerung hat, wenn man es einmal erlebt hat.
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