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Von Dudes und Hoschis: Bill & Teds verrückte Reise durch die Zeit

Passend zum US-Start des Comebacks der liebenswerten Zeitreisenden erscheint der erste Teil der Bill & Ted-Saga restauriert in 4K. Ein Blick auf den überraschend granatenstarken Start der exzellenten Filmreihe mit Keanu Reeves und Alex Winter.

Filmgeschichten 08. September 2020

Wir haben schon oft über die Filme geschrieben, die viele von uns in den 90ern durch die Jugend gebracht haben. Und wir mussten hin und wieder zugeben, dass einige von ihnen nicht unbedingt gut gealtert sind. Meistens lag das an der schmerzhaften Erkenntnis, dass die Witze gar nicht so lustig waren, wie man sie in der Erinnerung verklärte – oder aber am oft frauenverachtenden Ficki-Ficki-Jungs-Humor, den man Kevin Smith zum Beispiel nie so richtig austreiben konnte.

Umso erfreulicher ist dieses Wiedersehen mit Bill S. Preston (Alex Winter) und Ted "Theodore" Logan (Keanu Reeves). Denn Bill und Ted, die in ihrem ersten, 1989 erschienenen, Abenteuer durch die Zeit reisen, um mit Hilfe von wichtigen Personen der Weltgeschichte ihre High-School- und damit ihre Bandkarriere zu retten, sind auch über 30 Jahre später immer noch die liebenswerten, etwas simpel gestrickten, bisweilen höchstgradig charismatischen Hoschis, die man damals ins Herz geschlossen hatte. Der Humor ist warmherzig, jugendfrei, aber auch heute noch verdammt witzig, weil er sich meistens auf das Spiel seines brillanten Casts verlässt - und auf die Situationskomik, die nun mal entsteht, wenn zum Beispiel Ludwig van Beethoven 80er-Jahre-Keyboards entdeckt, Sigmund Freud zwei junge Frauen in einer Eisdiele anflirtet ("Ihr könnt mich Siggi nennen!"), Jeanne d'Arc einen Aerobic-Kurs entert oder der krankhaft ehrgeizige Napoleon Bonaparte Teds kleinen Bruder Deacon beim Bowlen bescheißt. Dem Film sieht man dabei in jeder Sekunde an, dass der gesamte Haufen einen Riesenspaß am Set hatte.

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In einem Interview mit der New York Times zum US-Start vom dritten Teil Bill & Ted Face the Music erinnerten sich die noch heute befreundeten Hauptdarsteller Keanu Reeves und Alex Winter an diesen außergewöhnlichen Spirit. Winter sagte dazu: "Jeder im Team war super jung. Stephen Herek war Ende zwanzig, die Drehbuchschreiber und Bill & Ted-Schöpfer Chris Matheson und Ed Solomon waren nur ein paar Jahre älter als Keanu und ich. Keiner hatte auch nur den Hauch einer Ahnung, was wir da machten." Reeves ergänzt: "Aber Stephen Herek hatte eine echte Vision und wir waren alle mit Herz dabei." Und: "Bill & Ted waren zwar Chris und Eds Charaktere, aber wir durften für sie eine eigene Stimme finden."

Und diese Stimmen waren vor allem herzlich. Und eben ein wenig bräsig. Aber im lieben Sinne. Denn im Vergleich zu vielen anderen Teenie-Filmen dieser Zeit haben die beiden ein großes Herz, eine große Leidenschaft für guten Metal, sie stützen sich gegenseitig und tragen eine positive Botschaft in die Welt. Nämlich diese: "Bunt ist das Dasein und granatenstark!" Wobei wir hier schon im spannenden Themenfeld der deutschen Synchronisation sind, denn im Original sagen die beiden den im Rückblick zeitloseren Spruch: "Be excellent to each other!" Ein größerer Volltreffer ist da die Wortwahl für "dude". Was im Englischen eine nicht ungewöhnliche Anrede der Zeit unter Teenagern war, hat in der deutschen Version einen ganz eigenen Reiz, denn hier wurde aus dem "dude" ein "Hoschi" und aus dem Spruch "Party on, dude!" das knallige "Volle Kanne, Hoschi!"

Sokrates, Billy The Kid, Bill und Ted nach ihrer Ankunft im englischen Mittelalter. © STUDIOCANAL

Sokrates, Billy The Kid, Bill und Ted nach ihrer Ankunft im englischen Mittelalter. © STUDIOCANAL

In Amerika wie auch in Deutschland hatte der Film aus dem Stand Kultstatus – was vor allem an diesen Catch-Phrases lag. Dabei war es schon ein kleines Wunder, dass Bill & Teds verrückte Reise durch die Zeit so gut funktionierte und überhaupt ins Kino kam. Denn die Produktionsfirma "DeLaurentiis Entertainment Group" ging kurz nach Fertigstellung des Films bankrott. Winter erinnert sich im Times-Interview: "Uns wurde damals gesagt, der Film wird niemals in die Kinos kommen. Dann wurde er bei einem letzten Ramsch-Verkauf an eine Firma namens Nelson Entertainment verscherbelt. Sie hatten einige Test-Screenings gemacht und die liefen erstaunlich gut. Ich drehte gerade ein Video für die Butthole Surfers in Austin an dem Wochenende, als der Film in die Kinos kam. Mein Agent rief an und sagte mir, ich solle eine Ausgabe der neuen Variety kaufen: Da war eine Fotomontage von Keanu und mir drin, wie wir auf einem riesigen Geldhaufen sitzen. Ich kann mich noch genau erinnern, dass ich damals dachte: Wow, es scheint, dass zumindest irgendwer damit Geld verdient." Aber die beiden realisierten schnell, was sie da angerichtet hatten. Reeves erinnert sich: "Ich merkte, dass der Film einen Nerv getroffen hatte, als immer mehr Leute in meiner Nähe anfingen ‚Be excellent!‘ zu rufen. Und wenn Alex und ich zusammen Essen gingen, rief es immer häufiger vom Nebentisch: ‚Party on, dudes!‘"

Bill & Ted bei der Präsentation in ihrem Geschichtskurs, die eher einem Rock-Konzert gleicht. © STUDIOCANAL

Bill & Ted bei der Präsentation in ihrem Geschichtskurs, die eher einem Rock-Konzert gleicht. © STUDIOCANAL

Aber die besten sogenannten "Kultfilme" sind ja eh immer die, denen man diesen Status nicht zugetraut hätte. Zeitreisende Teenager und ein Finale in einer High-School-Aula waren 1989 eigentlich schon anderweitig auserzählt und der Boom der Teenie-Filme galt als ausgereizt nach all den Goonies, Ferris Buellers oder Karate Kids. Trotzdem musste man Bill, Ted, den großen George Carlin als Zukunftsbotschafter Rufus, Dan Shor als Billy the Kid, Robert V. Barron als Abraham Lincoln und vor allem die wundervolle Jane Wiedlin als Jeanne D’Arc und all die anderen einfach ins Herz schließen, wenn man zu ihnen in die Telefonstelle und in die Malls und Wasserparadiese und Polizeistationen der kalifornischen Kleinstadt San Dimas folgte.

Die neue restaurierte Telefonzelle, pardon 4K-Version vertieft diese Liebe nun und lässt uns grinsend an die vielen angekifften Samstagabende denken, in denen wir den Film auf VHS schauten, oder an die schläfrigen Sonntagnachmittage, an denen man sich freute, wenn Bill & Ted mal wieder im Privatfernsehen lief. Als schöne Beigabe ist in dem neuen Package übrigens auch noch einmal der zweite Teil Bill & Teds verrückte Reise in die Zukunft dabei sowie Audiokommentare, eine Making of-Doku, ein Treffen mit den Schöpfern von Bill & Ted und noch einiges mehr. Also – machen wir uns doch alle einen granatenstarken Abend, ihr Hoschis!

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