Ein Faible für Randfiguren
Nur selten besteht ein Regisseur derart konsequent auf seine Unabhängigkeit wie Percy Adlon. In seinen Filmen erzählt er ausschließlich Geschichten, die ihn persönlich interessieren. Weder einem Stil noch dem bestimmenden Zeitgeist verpflichtet, folgt er unbeirrt seinen Prämissen und findet im Alltäglichen Schönheit, Einzigartiges im Durchschnittlichen und Helden abseits des Rampenlichts. Neben unzähligen Dokumentarfilmen zu künstlerischen und gesellschaftlichen Themen widmete er sich Anfang der 80er verstärkt dem Spielfilm. Zuckerbaby und Out of Rosenheim mit der gewichtigen Bayerin Marianne Sägebrecht in der Hauptrolle zählen bis heute zu seinen besten Filmen.
Percy Adlon wurde 1935 in München geboren und wuchs in Ammerland am Starnberger See auf. Neben dem Studium der Germanistik, Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte nahm er Schauspiel - und Gesangsunterricht, schmiss aber nach drei Jahren das Studium hin und arbeitete als Moderator, Synchronsprecher und Autor. Zum 100. Geburtstag der Schriftstellerin Annette Kolb drehte Adlon dann seinen ersten Kurzfilm, es folgten innerhalb von 30 Jahren fast 150 Dokumentarfilme über künstlerische und gesellschaftliche Themen. Sein hochgelobtes und einfühlsames Regiedebüt fürs Kino aus dem Jahr 1980 zeichnet sich durch die Konzentration auf wenige Personen und Schauplätze aus. Céleste (1980) erzählt die Beziehung zwischen dem schwerkranken französischem Schriftsteller Michael Proust und seiner Haushälterin.
Im Jahr 1987 verzaubert die Geschichte der Freundschaft zwischen einer bayerischen Touristin und einer schwarzen Café-Inhaberin in der kalifornischen Wüste als Out of Rosenheim (1987) Adlons Landsleute und als Bagdad Cafe (1987) Menschen auf der ganzen Welt. Daran anschließend dreht Adlon mit Rosalie Goes Shopping (1989) erneut einen Film mit Marianne Sägebrecht in der Hauptrolle. Später drehte er gemeinsam mit seiner Frau Eleonore und seinem Sohn Felix die liebevolle Hommage an ein Stück Familiengeschichte: In der glanzvollen Welt des Hotel Adlon (1996), mit Felix in der Hauptrolle.
Eine kleine Digitalkamera, mit der er den ersten Spielfilm seines Sohns dokumentieren wollte, verhalf Percy Adlon, 25 Jahre nachdem er seinen ersten Film für die Münchner Abendschau realisiert hatte, zu einem neuen Zugang zu seinem Beruf. So entstanden selbstgedrehte Filme, darunter ein autobiographischer Film über Adlons Heimatstadt München und sogar ein Spielfilm, Hawaiian Gardens (2001). Am 11. September 2001 wurde die größte Arbeit seines Freundes Fritz Koenig unter den Trümmern der eingestürzten Türme des World Trade Centers begraben, aber wie durch ein Wunder wurde die Kugel nicht zerstört, sondern nur erheblich verletzt. Die beiden verwirklichten zusammen den Dokumentarfilm über die Geschichte des Kunstwerks, das plötzlich zum Denkmal geworden war – Koenigs Kugel (2001).
Mahler auf der Couch (2010)
Hawaiian Gardens (2001)
Die Straußkiste (1999)
Younger and Younger (1993)
Salmonberries (1991)
Rosalie Goes Shopping (1989)
Out of Rosenheim (1987)
Zuckerbaby (1985)
Die Schaukel (1983)
Fünf letzte Tage (1982)
Céleste (1980)