Macht, Geld, Blut. Damit werden die Einwohner der Provinzen von Neapel und Caserta tagtäglich konfrontiert. Nur eine privilegierte Minderheit kann überhaupt daran denken, ein "normales" Leben zu führen. Von den anderen, den nicht Privilegierten, erzählt "Gomorrha": Marco und Ciro sind überzeugt, ihr Leben sei buchstäblich Brian de Palmas "Scarface" entsprungen. Aber innerhalb des Systems haben sie das Ansehen zweier streunender Hunde, deren wagemutige Handlungen die Geschäftsroutine gehörig durcheinanderbringen. Als sie bei einem Raubüberfall Drogen erbeuten und im Anschluss ein verstecktes Waffenarsenal der Camorra ausheben, bekommen sie es mit den echten Mafiabossen zu tun.

Matteo Garrones Spielfilm setzt sich eindringlich mit der Camorra in Neapel auseinander und basiert auf der gleichnamigen Buchvorlage, die den Autor Roberto Saviano berühmt machte und ihm mehrere prestigeträchtige Auszeichnungen einbrachte. "Gomorrha" wurde als Mischform zwischen Roman und journalistischer Reportage konzipiert und schildert detailgetreu die Praktiken des organisierten Verbrechens und dessen Vernetzung mit legalen Wirtschaftsstrukturen wie auch mit der Politik. Nach der Veröffentlichung des Buches geriet Saviano ins Visier der Mafia und erhielt Morddrohungen, die sich nochmals verschärften, nachdem er öffentlich die Namen untergetauchter Mitglieder der Camorra nannte. Seit 2006 erhält er Personenschutz und lebt an wechselnden, geheimen Orten, was ihn jedoch nicht daran gehindert hat, sich weiterhin als Schriftsteller mit dem Phänomen der organisierten Wirtschaftskriminalität auseinanderzusetzen. Die Verfilmung ist zwar als Spielfilm angelegt, zeichnet sich aber durch ihre große Realitätsnähe aus.