Wer es sich zum Ritual gemacht hat, jährlich kurz vor der wichtigsten Nacht der Branche nochmal möglichst viele Oscar ® -prämierte Produktionen nachzuholen, dem erleichtert Arthaus+ mit Abräumern wie Der letzte Kaiser, La La Land, Million Dollar Baby oder Slumdog Millionär bereits seit geraumer Zeit die Vorbereitung. Doch nun kommen noch einige berühmt-berüchtigte Goldjungen-Sammler dazu, während parallel das Kult-Arsenal des Channels mit echten Prunkstücken ausgestattet wird.

Große Bilder, große Gefühle und große Namen – Der englische Patient vereint all dies und war dadurch schon im vornherein prädestiniert für den Hauptpreis der Academy. Die tragische Geschichte des ungarischen Grafen László Almásy und der Lazarettkrankenschwester Hana ist eine Verfilmung des gleichnamigen Romans von Michael Ondaatje und wurde mit insgesamt 9 Oscars® ausgezeichnet. Einer davon ging an Darstellerin Juliette Binoche, die wenige Jahre später zur ersten Schauspielerin werden sollte, die es schafft bei allen drei großen europäischen Festivals (Cannes, Venedig und Berlin) prämiert zu werden. Ebenfalls mit der Auszeichnung für den besten Film geehrt wurde Sam Mendes Kino-Debüt American Beauty, ein Filmdrama das nur haarscharf daran vorbeischrammte die „Big Five“ zu gewinnen (Bester Film, Beste Regie, Bester Hauptdarsteller, Beste Hauptdarstellerin (nicht gewonnen), Bestes Drehbuch). Etwas weniger erfolgreich, aber nicht weniger filmgeschichtlich relevant ist Blake Edwards Frühstück bei Tiffany. Audrey Hepburns Aufstieg zur Stilikone wurde mit den Auszeichnungen für die beste Filmmusik und den besten Filmsong bedacht.

Kein kulturelles sondern eher künstlerisches Phänomen schufen Regisseur Terrence Malick und Kameramann Néstor Almendros mit dem fast ausschließlich zur Magic Hour gedrehten visuellen Augenschmaus In der Glut des Südens , der letzterem den wohlverdienten Kamera-Oscar einbrachte. Von den Virtuosen des Bewegtbildes geht es zum Virtuosen des geschriebenen Wortes in Gottes Werk und Teufels Beitrag, dessen Drehbuch ebenso wie seine Buchvorlage vom renommierten Autor John Irving zu Papier gebracht wurde. Neben seiner eigenen Oscar®-Krönung im Jahr 2000 erhielt auch Michael Caine einen Award für die Verkörperung des mutigen Arztes Dr. Wilbur Larch, der während des zweiten Weltkriegs sowohl ein Waisenhaus, als auch eine Abtreibungsklinik betreibt. Einer seiner Co-Stars, wenn auch nur in einer sehr kurzen Gastrolle, ist J.K. Simmons, der als sadistischer Bandleiter Terence Fletcher in Whiplash wohl allen jungen Musikern das Fürchten lehrt. Seine unnachahmliche Performance wurde genauso wie der Schnitt und Ton von Damien Chazelles Zweitwerk mit einem Academy Award® belohnt.

Kultstatus kann auch ohne goldene Trophäen erreicht werden, vor allem durch die Erzeugung von Alleinstellungsmerkmalen. Davon hat Frank Miller's Sin City so einige: Die größtenteils in schwarz-weiß gehaltene Optik, nahezu grenzenlose Brutalität und einem Ensemble-Cast der seines gleichen sucht. Neben Co-Regisseur Robert Rodriguez, ließ Comic-Autor Miller zudem auch Quentin Tarantino eine Passage inszenieren, bis dahin hatten sich die Wege der beiden befreundeten Regie-Unikate jedoch schon des Öfteren beruflich gekreuzt. So etwa beim vierteiligen Episodenfilm Four Rooms, bei dem sie jeweils ein Segment inszenierten. Rodriguez lässt den Hotel-Pagen Ted (dem roten Faden des Films) auf die unkontrollierbaren Kinder eines wohlhabenden Ehepaars aufpassen, während Tarantino den unglücklichen Angestellten die Aufgabe erteilt Vollstrecker von äußerst makabren Wettschulden zu werden. Ungleiche Rollen nahmen beide dann beim Genre-Mix From Dusk Till Dawn ein. Während Rodriguez die Inszenierung betreute, verfasste Tarantino das trickreiche Drehbuch und schlüpfte höchstselbst in die größte Rolle seiner Karriere. Seine Figur Richie Gecko bat ihm die Möglichkeit Seite an Seite mit Stars wie George Clooney, Salma Hayek und Harvey Keitel zu spielen, ohne seine exzentrische Persönlichkeit in Zaum halten zu müssen.

Ein unkonventioneller Geist beherrscht auch den tabu-brechenden Film Feuchtgebiete basierend auf dem gleichnamigen Werk von Charlotte Roche. Der deutsche Kinohit thematisiert unter anderem das ungewöhnlich schamfreie Sexualverhalten der 18-Jährigen Helen und wie sich dies auf ihr Umfeld auswirkt. Mindestens genauso chaotisch - aber wesentlich familienfreundlicher - gestaltet die zum Feindbild der Lehrer ausgerufene Paraderolle von Matthew Broderick in Ferris Macht Blau seine Tage. Als er mal wieder eine Krankheit vortäuscht, um die Schule zu schwänzen, setzt er eine Reihe von Kettenreaktionen in Bewegung, die nicht nur ihn, sondern auch seine engsten Freunde in eine Bredouille nach der anderen bringt. In einer noch viel größeren Zwickmühle steckt Bill Murray als zynischer TV-Wetterfrosch Phil Conners in Und täglich grüßt das Murmeltier. Der äußerst ehrgeizige, aber nicht immer freundliche Reporter ist nämlich in einer nicht enden wollenden Zeitschleife gefangen und muss den alljährlichen Tag des Murmeltiers immer wieder aufs Neue durchstehen.

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