Zu einer Jahreszeit, in der sich vor allem Grusel-Unterhaltung erhöhter Beliebtheit auf großen wie kleinen Bildschirmen erfreut, kontert ARTHAUS+ einfache Schocks mit raffinierten Plots, überraschen Wendungen und tiefen psychologischen Abgründen.
Wenige Themen faszinieren und erschrecken in so vehementem Maße wie die Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit des Menschen. Als unvermeidlicher Endpunkt eines jeden Lebens ist der Tod zugleich auch der wohl interessanteste Auslöser für die unterschiedlichsten Geschichten. In Pedro Almodóvars Volver zum Beispiel, sind unsere beiden Protagonistinnen, Raimunda und Sole, viele Jahre nach dem Versterben ihrer Eltern erneut mit der Tragödie des schicksalshaften Hausbrands konfrontiert, als ihre Mutter Irene für wichtige Botschaften das Reich der Toten verlässt und die ohnehin schon turbulenten Leben ihrer Töchter durcheinanderbringt. Den Gedanken an die Existenz von Geistern will Jura-Student Martin am liebsten sofort verwerfen, als sich bei seiner nebenberuflichen Nachtwächter-Tätigkeit in einer Leichenhalle merkwürdige Vorkommnisse mehren. Doch damit nicht genug: Der junge Norweger wird in Ole Bornedals Nightwatch auch noch zum Hauptverdächtigen mehrerer Mordermittlungen. Diese werden beim Verschwinden der Holländerin Saskia zunächst leider nicht aufgenommen, so sehr es ihr Partner Rex auch bei den Behörden forciert. In Spurlos Verschwunden geht es nämlich viel mehr um die Perspektive ihres Entführers Raymond Lemorne. Der empathielose Familienvater verfolgt mit absoluter Hingabe das Ziel, das schrecklichste aller Verbrechen zu begehen. Ein jenes untersucht auch Polizist Arkady Renko, als er sich im Moskauer Gorky Park mit drei enthäuteten Leichen und einer Verschwörung bis in höchste Regierungsränge konfrontiert sieht.
Ist Nachtwächter Martin selbst für viele der von ihm bewachten Leichen verantwortlich oder versucht ihn jemand fälschlicherweise als Mörder darzustellen? © Studiocanal GmbH
Etwas blutärmer, aber nicht weniger mysteriös entwickeln sich die gesellschaftlichen Zustände in einer französischen Provinzstadt. Der Startpunkt allen Übels ist die Verbreitung anonymer Briefe - gefüllt mit erschütternden Geheimnissen der Einwohner - alle samt unterzeichnet mit der Signatur „Der Rabe“. Mehrere solcher schriftlichen Offenbarungen könnte man mit Details zum Internat-Aufenthalt von Ignacio und Enrique füllen, die schon im Kindesalter eine innige Beziehung führten. Im Film La Mala Educación wird ihre aufkeimende Liebe jedoch vom pädophilen Pastor Manolo zunichte gemacht und erst viele Jahre später durch die Erzählung „Der Besuch“ wieder an die Oberfläche gespült. Oberflächlich ist das perfekte Wort um die sehr pragmatische Beziehung zwischen Jay und Claire im Independent-Drama Intimacy zu beschreiben. Die beiden Briten treffen sich einmal pro Woche für möglichst anonymen Geschlechtsverkehr, bis sich Jay dazu entschließt mehr über seine flüchtige Bekanntschaft zu erfahren. Auch wenn sich der Austausch der beiden auf ein Minimum begrenzt, würde er dennoch Neid Martina Gedecks Protagonistin der Romanverflimung Die Wand wecken. Diese ist nach einem Ausflug in die österreichischen Berge durch eine unsichtbare Scheibe von der Außenwelt getrennt und zukünftig auf Selbstversorgung angewiesen.
Als ihre Liebe vom zwielichtigen Pastor Manolo bemerkt wird, trennen sich die Wege von Ignacio und Enrique vorerst. © Studiocanal GmbH
Arthaus+ wäre natürlich nicht Arthaus+, wenn nicht auch etwas Filmgeschichte monatlich den Channel bereichern würde. Der Einzug von Die Nächte einer schönen Frau in den Channel, ermöglicht den Genuss einer etwas unbekannteren Perle aus der Filmografie von Kino-Urgestein und Unterhaltungsvisionär Charlie Chaplin. Das feinfühlige Drama bebildert die tragische Liebesgeschichte zweier französischer Provinzler, die versuchen der Ablehnung ihrer Eltern zu entfliehen. Regisseur Jaques Becker bedient sich mit der Figur der Micheline eines ähnlichen Milieus und stellt sie im Rahmen des Films Falbalas in die Mitte eines nicht minder verhängnisvollen Liebesdreiecks zwischen ihrem Verlobten - dem Seidenfabrikanten Daniel - und seinem besten Freund - dem Fashion Designer Philippe. Weniger dramatisch stellt sich das Liebesleben von Magali in Éric Rohmers Herbstgeschichte dar, denn die Witwe sieht in ihrem ländlichen Wohnort keinerlei Möglichkeit einen neuen Mann kennenzulernen. Ihre Freundin Isabelle schaltet daraufhin eine Kontaktanzeige und trifft sich mehrfach insgeheim mit dem geeignetsten Bewerber, zumindest bis Magali die beiden in einem ungünstigen Moment erwischt und den charmanten Gérald daraufhin als Isabelles Affäre versteht.
Die von Marie Rivière gespielte Isabelle stößt beim Verkupplungsversuch zwischen Magali und Gérald auf mehr als nur eine Hürde. © Kinowelt GmbH
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