"Ich erblickte das Licht der Welt in Form einer 60-Watt-Glühbirne!" Diesen Satz aus dem Mund Oskar Matzeraths wird niemand vergessen, der ihn einmal gehört hat. Natürlich aus dem Off eingesprochen von Oskar-Darsteller David Bennent. Der war am 31. August bei der Premiere der restaurierten Fassung von Die Blechtrommel im Berliner Kino International anwesend. Ebenso vor Ort: die Darstellerinnen Katharina Thalbach und Angela Winkler sowie Produzent Eberhard Junkersdorf. Last not least stand selbstverständlich Regisseur Volker Schlöndorff auf der Bühne, der dem ARTHAUS Magazin in einem anderen Interview über das Verhältnis zum eigenen Werk verraten hatte: "Die früheren Filme beschäftigen mich eigentlich nur technisch, wegen der Möglichkeit, sie zu remastern. Zum Beispiel eine neue Lichtbestimmung zu machen oder an den Tönen zu arbeiten. Restaurierung wäre das falsche Wort, das ist im Grunde Perfektionierung. Die Filme besser zu machen als sie je gewesen sind."
Das Q&A mit Publikumsbeteiligung
Im Falle des Oscar-Gewinners von 1980 übernahm allerdings der bereits erwähnte langjährige Weggefährte Eberhard Junkersdorf das Kommando in Sachen Perfektionierung. "David Bennents Augen waren noch nie so blau" kommentierte Schlöndorff die neue Farbgestaltung sichtlich begeistert. Und dasselbe gilt natürlich für die berühmte 60-Watt-Glübirne – ihre Strahlkraft erscheint 40 Jahre nach dem Kinostart umso höher, auch weil der Film unbestreitbar eine gewisse Aktualität aufweist. Tags nach der Premiere präsentierte sich Volker Schlöndorff gut aufgelegt in Potsdam. Dort beantwortete er geduldig zahlreiche Fragen, die ihm das Publikum aus dreißig verschiedenen Kinos in ganz Deutschland per SMS oder Whatsapp-Nachricht direkt nach den jeweiligen Vorstellungen von Die Blechtrommel zugeschickt hatte. In diesem Q&A der besonderen Art erfährt man etwa, wie viele Blechtrommeln tatsächlich am Filmset insgesamt zur Verfügung standen – und dass Schlöndorff das Drehbuch komplett auf Französisch verfasst hatte. Insgesamt wirkte der Filmemacher auf sehr gelassene Weise stolz auf das Geschaffene. Diese Reife merkt man auch dem Film an. In Berlin hatte Schlöndorff noch bemerkt, ihm sei auch durch die Perspektive seiner Tochter, die während der Vorführung neben ihm saß, klargeworden, dass sich die Art Geschichten im Kino zu erzählen über die vergangenen 40 Jahre doch sehr verändert habe. Man darf aber feststellen, dass Die Blechtrommel noch immer unvergessliche Momente beschert. Und dass sich in der gesellschaftlichen Wirklichkeit seit dem Entstehungsjahr des Films dagegen vieles nicht zum Guten gewendet hat.
WF