Ein Film über das Leben und Leiden des Brian Wilson, den das Beach-Boys-Mastermind selbst "very factual" nannte. Und irgendwie hat Wilson damit zwar recht, aber trotzdem berührt dieser Film ungemein. Regisseur Bill Pohlad konzentriert sich auf zwei entscheidende Lebensabschnitte im Leben von Brian Wilson: die Arbeit an "Pet Sounds" Mitte der 60er, bei der Wilsons psychische Erkrankung deutlich wurde und Wilsons 24-Stunden-Therapie beim fragwürdig arbeitenden Psychotherapeuten Dr. Eugene Landy in den Achtzigern. Paul Dano spielt den jüngeren Wilson, John Cusack den älteren – und beide sorgen auf ihre Weise dafür, dass Love & Mercy trotz der betont unaufgeregten Regie ans Herz geht.
Die Dokumentation Babys von Thomas Balmes basiert auf einer simplen wie schönen Idee: Er begleitet die ersten Jahre von vier jungen Menschen – von der Geburt an bis zum ersten Schritt. Was diesen Film so besonders macht, ist zum einen Balmes neugieriger, aber respektvoller Blick und zum anderen die extrem unterschiedlichen Orte, an denen Mari, Hattie, Ponija und Bayar aufwachsen. Das sind nämlich Tokio, San Francisco, die namibische Wüste und die mongolische Steppe. Balmes geht es dabei nicht um klamaukige ober übertrieben niedliche Szenen, wie sie Instagram und YouTube fluten, sondern eher darum, Parallelen aufzuzeigen und Vorurteile abzubauen. So schrieb die Zeitschrift epd Film in ihrer Kritik sehr treffend: "Wenn der Film so etwas wie einen ideologischen oder pädagogischen Impetus hat, dann vor allem mit Blick auf das Publikum aus der Ersten Welt: Die Kinder in der Mongolei und Namibia scheinen trotz aller materiellen Nachteile sehr viel entspannter und natürlicher aufzuwachsen als vor allem die behütete Amerikanerin Hattie."
Es gibt tiefschwarze Krimis, blutrote – und neblig graue. Zur letzten Kategorie gehört dieser Film aus dem Jahr 2009 von Esther Gronenborn mit Benno Fürmann und Alexandra Maria Lara. Wobei Krimi noch ein wenig zu kurz greift, denn die atmosphärische Inszenierung bedient sich ebenso im Fundus des Mystery-Thrillers. Kern der Geschichte ist eine wahre Begebenheit: 1922 wurde im oberbayerischen Hinterkaifeck eine sechsköpfige Bauernfamilie mit einer Hacke erschlagen. Ein brutaler, bis heute ungeklärter Mordfall, der seit Jahrzehnten immer wieder von Journalist*innen, Hobbyermittler*innen und Filmemacher*innen aufgegriffen wird. Hinter Kaifeck ist vor allem dann besonders intensiv, wenn er sich traut, die Grenzen zwischen Realität und (Alb-)Traum im Nebel zu verwischen.
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DK