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Drei, vier Fragen zu Richard Lesters Musketieren

Die beiden legendären Dumas-Verfilmungen zusammen in einer Edition: Die Musketiere / Einer für alle – alle für einen. Was wäre gewesen, wenn die Beatles mitgespielt hätten?

18. April 2023

Haben Sie sich schon einmal vorgestellt, John, Paul, George und Ringo würden in Richard Lesters Musketier-Filmen in die Rollen von Athos, Porthos, Aramis und D’Artagnan schlüpfen statt Michael York, Oliver Reed, Frank Finlay und Richard Chamberlain? Der Gedanke jedenfalls liegt nicht so fern, wenn man sich ins Gedächtnis ruft, dass Lester die Fab Four zuvor in den Spielfilmen A Hard Day’s Night und Help! inszeniert hatte. Wie schade, dass sie sich 1973 längst getrennt hatten, als die erste der beiden Alexandre-Dumas-Adaptionen von Lesters Hand das Licht der Welt erblickte. Wobei eine Reunion zu Pferde, die Mäntel im Wind und die Degen schwingend und dabei das Kinopublikum aufs Prächtigste amüsierend, doch einiges Aufsehen erregt hätte. Nun, der Publikumserfolg war den Musketieren auch ohne Beatles gewiss.

Was war in den beiden phantastischen Filmen Die drei Musketiere und Die vier Musketiere Spektakuläres geschehen, die jetzt zusammen in der Box Die Musketiere / Einer für alle – alle für einen erhältlich sind?

Paris im 17. Jahrhundert: Am französischen Königshof hat der unachtsame Regent Ludwig XIII. einen Großteil seiner Macht an den intriganten Kardinal Richelieu verloren. Der junge Draufgänger D’Artagnan reist in die Hauptstadt mit dem Ziel sich der königlichen Garde anzuschließen. Doch schon bei seiner Ankunft trifft er auf die drei Musketiere Athos, Porthos und Aramis, die ihn nach einem kleinen Duell bei sich aufnehmen. Gemeinsam versuchen sie den König und die Königin von Frankreich vor den hinterhältigen Plänen des Kardinals zu beschützen. 15 Jahre später treiben der Kardinal Richelieu (Charlton Heston) und die Lady de Winter (Faye Dunaway) weiterhin ihr Unwesen und die vier Musketiere haben alle Hände voll zu tun, um König Ludwig XIII. (Jean-Pierre Cassel) und seine Gemahlin Anna von Österreich (Geraldine Chaplin) vor den hintertriebenen Ränkespielen des Kardinals zu schützen. Vor allem die rachsüchtige Mylady hält die Musketiere mit ihren ausgefeilten Intrigen und Verführungskünsten auf Trab.

Rauf- und Saufgeschichten vom Feinsten © Studiocanal

Rauf- und Saufgeschichten vom Feinsten © Studiocanal

Und wie sah es damals die Kritik – zum Beispiel im SPIEGEL?

"Wie Richard Lester (...) die Musketiere in Szene setzt, das erinnert weiter mehr an die Beatles in seinem legendären Popfilm Help! als an Dumas‘ nobles Heldenepos. Lester hat die Musketiere gründlich gegen den Strich gebürstet, mit Kunstfertigkeit, Ironie und reiner Spiellust ihre Abenteuer in leichte, bunte Splitter aufgelöst, die vielfach schimmern und blitzen. Dieser Film ist sinnlos schön, wie selten einer: Alles, was in ihm Spaß macht, ist bloßer Oberflächenreiz, dekorativer und artistischer Luxus, Leichtsinn und Übermut, Laune und schamlose Pracht, gemacht zum verzückten Staunen. Lesters Film ist dann groß und faszinierend, wenn, und das tut er zum Glück meistens, den Faden verliert, sich in Konfusion und Details verirrt, ausführlich und sorgfältig um Kleinigkeiten herumtanzt und sie mit schöner Spätzündung explodieren lässt: Da sieht man buntes Leben wie durch ein Kaleidoskop, Kunststücke und Missgeschicke wie in einer Jahrmarktszauberbude.«

Und während man sich vielleicht fragt, wer heute noch in seinen Filmkritiken so amüsante Purzelbäume schlägt, springt einem schon der nächste Gedanke in den Sinn: Wie würde man die Geschichte der reitenden Rabauken, die Eleganz und Draufgängertum, Treue und Aufsässigkeit miteinander verbinden, heutzutage auf die Leinwand bringen? Welche Besetzung wäre zeitgemäß – in welchem Setting würden die neuen Musketiere die Klingen ziehen?

WF

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