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Bild zu Gina Lollobrigida: Mehr als temperamentvoll

Gina Lollobrigida: Mehr als temperamentvoll

Die große Schauspielerin ist am 16. Januar im Alter von 95 Jahren verstorben.

19. Januar 2023

Ein Name wie Musik, ein Leben wie im Buch, eine Gestalt wie gemalt. Wenn man heute von Schönheitssymbolen vergangener Jahrzehnte spricht, dann fällt sicher der Name Gina Lollobrigida. Die am 4. Juli 1927 in der Nähe von Rom geborene Lollobrigida verkörperte einerseits das gängige Schönheitsideal, als sie in den 1950er Jahren durch ihre Rollen in Filmen immer mehr Berühmtheit erlangte. Andererseits fügte sie dieser Wunschvorstellung, die sich ja vor allem nach dem männlichen Blick richtet, eine ganz persönliche Note hinzu.

Luigia Lollobrigida, stets Gina genannt, hatte diese herausfordernde Art. Jenes flammende Selbstbewusstsein, dass Frauen damals nicht nur in der Filmwelt selten zugesprochen oder anhand von Figuren auf den Leib geschneidert wurde. Lollobrigida drehte im Laufe ihrer langen Karriere den Spieß herum: Sie, die immer die Aufmerksamkeit auf sich zog und geradezu die Aura einer Königlichen – wenn nicht gar Heiligen – verströmte, arbeitete als Fotografin. Später wurde sie auch Bildhauerin. Gina Lollobrigida war den großen Teil ihres Lebens "mehr" als nur eine Schauspielerin, und das stimmt selbst dann, wenn man sie "nur" als Schauspielerin kennt.

Esmeralda und Quasimodo © Studiocanal

Esmeralda und Quasimodo © Studiocanal

Eine der herausragenden Rollen ihrer Laufbahn war die der Esmeralda in der Victor Hugo-Verfilmung Der Glöckner von Notre Dame. 1956 entstand dieser Filmklassiker unter der Regie von Jean Delannoy. In der tragischen Liebesgeschichte brachte Gina Lollobrigida an der Seite des ebenfalls grandios aufspielenden Anthony Quinn den Mut und die Leidenschaft der Esmeralda mit ihrem ganz eigenen Temperament auf die Leinwand. Alles nahm man ihr ab, auch die Bereitschaft für den Außenseiter, der sich für sie eingesetzt hatte, selbst bis zum Äußersten zu gehen.

Am 16. Januar ist Gina Lollobrigida in der italienischen Hauptstadt verstorben. Die Filmerei hatte sie nun schon etwas länger hinter sich gelassen. Dagegen kandidierte "die Furchtlose" (DIE ZEIT) noch zuletzt als Spitzenkandidatin eines Bündnisses linker Parteien für den italienischen Senat – um Typen wie Berlusconi das Fürchten zu lehren. Wir trauern um einen Menschen, der Schönheit weit über das Symbolische hinaus ausstrahlte – im Auftreten, in der Kunst, in den Überzeugungen. Mit Gina Lollobrigida hat auch die Filmwelt eine der größten Persönlichkeiten ihrer Geschichte verloren.

WF

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