Es ist unwahrscheinlich, dass Tom Waits mit dem Telefon in der Hand darauf wartet, bis Jim Jarmusch ihn anruft, um ihm eine neue Rolle anzubieten oder ihn darum zu bitten, einen Song für seinen nächsten Film beizusteuern. Aber man darf davon ausgehen, dass Waits keinesfalls traurig ist, wenn der Regisseur und langjährige Freund mit einem neuen Projekt bei ihm anklopft.
Der Mythos ihrer Freundschaft will es so, dass die beiden sich in den Untiefen der 1980er-Jahre erstmals auf einer Party des früh verstorbenen Künstlers Jean-Michel Basquiat begegneten, im Kreise der Kunstwelt jedoch Beklemmungen verspürten und sich lieber in eine Bar verkrümelten. Seitdem sind beinahe vier Jahrzehnte vergangen, sein Schauspiel-Debüt bei Jarmusch feierte Waits ja schon mit Mitte 30, und im Dezember wird er sage und schreibe 70 Jahre alt. Zuletzt trat er als weiser Einsiedler Hermit Bob in The Dead Don`t Die unnachahmlich in Erscheinung. Barney Stinson aus How I Met Your Mother würde sagen: „Legen…Wait(s) for it…dary!“ Wir haben für Sie unsere Top 3 der Jarmusch-Waits-Kooperationen zusammengestellt.
"When I was a boy, the moon was a pearl and the sun a yellow gold". Mit dieser Zeile beginnt der Song "Back In The Good Old World", der die motivische Klammer von Night On Earth bildet. Das gleichnamige Album mit Theme-Songs für jede Stadt, durch die in Jarmuschs speziellem Road Movie die Taxis samt ihren skurrilen Passagieren rollen, sowie mit weiteren unter die Haut gehenden Stücken zeigte Waits endgültig als Jims Bruder im Geiste.
Dieser Episodenfilm vereint so viele Elemente des Jarmusch-Kosmos auf unterhaltsame Weise – ja, auch Schnackerei spielt eine große Rolle! –, dass Tom Waits auf keinen Fall fehlen darf. Waits spielt sich selbst und führt diesen Realismus gleichzeitig ad absurdum, indem er Iggy Pop von seinem stressigen Tag als Notarzt erzählt. What? Vielleicht ein Anspielung darauf, dass die Musik von Tom Waits gebrochene Herzen heilen kann.
Tom Waits spielt den Radio-DJ Zack, dem eine Leiche im Kofferraum zum Verhängnis wird. Schon bald hockt er unschuldig mit Jack (John Lurie) und dem Robert Frost auf Italienisch rezitierenden Roberto (Roberto Benigni) in einer Zelle. Explosive Mischung! Neben dem Score von Lurie sind im Film auch Songs von Waits zu hören. Unvergessen bleibt die Anfangssequenz, in der zu einer lässigen Kamerafahrt "Jockey Full Of Bourbon" läuft.
Wie eng Musik und Film verbunden sind, zeigte auch die ARTHAUS Stage beim diesjährigen Lakeside Film Festival. Das Open Air Kino Festival findet jährlich an einem abgelegenen Waldsee bei Berlin statt und besteht aus drei großen Outdoor Bühnen, auf denen neben einem Musikprogramm ausgewählter lokaler Acts eine kultverdächtige Filmauswahl zu sehen ist. Auf der ARTHAUS Stage wurden in diesem Jahr nicht nur feste Highlights wie die restaurierte Version von Oliver Stones The Doors – Final Cut, gefolgt von Coppolas gefeiertem Apocalypse Now – Final Cut gezeigt, die Besucher konnten sogar ihr eigenes Programm wählen.
Da überrascht es kaum, dass neben Kategorien wie "Musik im Film" oder "Musikdokumentationen" auch Jim Jarmuschs Werk mit einer eigenen Sparte vertreten war. Zur Auswahl standen neben Permanent Vacation und Stranger Than Paradise auch Mystery Train und Coffee and Cigarettes. Der Favorit bei der Wahl vor Ort war jedoch eindeutig: Das Publikum entschied sich für Tom Waits und John Lurie in märchenhaftem Schwarz-Weiß: Down By Law.
WF