Debbie Harry wurde in den 1970er Jahren Sängerin der Band Blondie und damit zum Popstar. Als wasserstoffblonde Punk-Version einer 1950er-Jahre-"Sexbombe" – ihr großes Vorbild war Marilyn Monroe – verkörperte Harry damals ein neues Role Model, sowohl im Mainstream als auch in der subkulturellen Nische, in der ihre Formation entstanden war. Musikalisch verbanden Blondie Rock und Disco und lieferten mit Songs wie "Rip Her To Shreds", "Heart Of Glass", "Hanging On The Telephone", "Union City Blue", "Rapture", "Call Me" und "Tide Is High" einen Hit nach dem anderen. Aber Blondie, deren andere Hälfte Debbie Harrys langjähriger Lebensgefährte Chris Stein war und ist, wurden immer wieder von Managern oder der Plattenindustrie über den Tisch gezogen. Endgültig saniert waren sie erst nach er Single "Maria" aus den 1990er Jahren – ein furioses Comeback, bei dem Debbie sich als Grande Dame präsentiert.
Mit der Filmbranche machten Blondie ebenfalls so ihre Erfahrungen. In ihrer Autobiografie "Face It" gesteht Debbie Harry nicht nur eine Liaison mit Harry Dean Stanton. Sie erzählt auch, wie Chris Stein und sie einst ein US-Remake von Godards Alphaville hatten anleiern wollen. Sogar ein Treffen mit Godard habe es gegeben, bei dem der Meister der Nouvelle Vague allerdings bloß schlecht gelaunt gefragt habe, wie die beiden denn auf diese Schnapsidee gekommen seien. Die Rechte an dem Film habe er ihnen dann trotzdem für 1000 Dollar verkauft, berichtet Harry. Das Projekt wurde nie verwirklicht. Doch geraume Zeit später stellte sich heraus, dass Godard die Rechte nie besessen hat. Das war wohl jene feine Prise Punk, die auch in dem französischen Filmemacher steckte. Und von Debbie und Co können wir lernen, sich niemals unterkriegen zu lassen.
WF