Es ist die Musik, die Octavio, sein Bruder und die anderen vermeintlich harten Jungs hören, deshalb wählte Iñárritu diesen Song in einer Szene, die ihre Unsicherheit, Coolness und Brutalität perfekt auf den Punkt bringt. Control Machete sind eine der ältesten HipHop-Acts Mexikos und wurden 1995 gegründet. Ironischerweise wollte Iñárritu die Nummer erst gar nicht verwenden: "Ich hatte diese Szene mit einem Everlast-Song geschnitten, aber das wäre zu teuer geworden. Mein Music Supervisor empfiehl mir dann dieses Lied. Ich bin kein Fan, aber es funktioniert gut in diesem Kontext: Es ist die Musik, die diese Jungs hören würden." Der Track ist erstaunlich gut gealtert, was vor allem an seinem wuchtigen Beat liegt.
Im Rückblick ist es mehr als erstaunlich, wie viele Karrieren dieser außergewöhnliche Film einst losgetreten hat: Für den argentinischen Musiker, Songwriter und Komponisten Gustavo Santaolalla begann nach Amores Perros eine Zeit, in der man ihn vor allem für seine Filmmusiken schätzte. Dieses atmosphärische Titelinstrumental zu Amores Perros zieht sich als wiederkehrendes Motiv durch den gesamten Film und zeigt immer wieder, dass er bei all der Gewalt und der Verzweiflung ein im Herzen zärtlicher Film ist. Deshalb wirken diese verwehten Gitarren bis heute: Man muss sie nur auf dem Kopfhörer haben und schon wähnt man sich auf den schmutzigen Straßen von Mexiko-City in den späten 1990ern.
Der Kampf der Giganten erschien breits 1987, auf dem Album El Momento der spanischen Band Nacha Pop. Es ist einer der größten Hits der Band um Songwriter Antonio Vega und Sänger Nacho García Vega, die von 1978 bis 1988 aktiv waren und sich 2007 zu einem Comeback aufschwangen – das leider ein jähes Ende fand, als Antonio am 12. Mai an Lungenkrebs starb. Nacha Pop feierten ihre Erfolge vor allem in Spanien und Mexiko – wo sie in der Stierkampfarena Plaza de Toros México auch ihr allererstes Konzert in Lateinamerika spielten. Während Lucha De Gigantes eher dem balladesken Pop nahesteht, zeigten sie in Tracks wie Persiguiendo sombras einen damals nicht untypischen New-Wave-Einschlag.
Die 1925 geborene und 2003 verstorbene Kubanerin Celia Cruz prägt die lateinamerikanische Musik bis heute – was auch dieser von Victor Daniel geschriebene Song beweist. La Vida Es Un Carnaval war die Single des späten Albums Mi Vida Es Cantar, das ungefähr zu der Zeit erschien, als die Arbeit an Amores Perros in vollem Gange war. Obwohl Cruz damals schon auf eine über 40 Jahre währende Karriere zurückblicken konnte, zeigte sie sich musikalisch und stimmlich in bester Form. La Vida Es Un Carnaval war schon 1998 beim Erscheinen ein Hit und wurde oft postum geehrt: Der Reggaeton-Star Mikey Perfecto coverte ihn 2004 und mischte Merengue-Einflüsse hinzu und Jennifer Lopez sang ihn als Cruz-Hommage 2014 bei den American Music Awards.
"Stoppt das Morden!" fordern Illya Kuryaki And The Valderramas auf dem besseren von zwei guten Songs von ihnen auf dem Amores Perros-Soundtrack. "Stop Muerte" ist ein fieser, aber funkiger Stilbastard, der Rockgittaren, 80er- Beats, Disco-Feel und Rap vermischt und dabei mal lasziv und mal bedrohlich klingt – das ja wiederum sehr gut zum Film passt. Hinter dem Bandnamen, der sich aus dem Charakter des russischen Agenten aus Codename: U.N.C.L.E., Illya Kuryaki, und dem kolumbianischen Fußballspieler Carlos Valderrama zusammensetzt, verbergen sich die Argentinier Dante Spinetta und Emmanuel Horvilleur. Nur wenige Jahre nach Amores Perros schlugen sie Solokarrieren ein, bis sie sich 2011 erneut zusammenfanden und seitdem zwei Alben veröffentlichten.
SH