Licht, Schatten und Bewegung
Zweifellos gehört Volker Schlöndorff zu den bedeutendsten und international erfolgreichsten Vertretern des deutschen Films. Schlöndorffs ausgesprochene Vorliebe gilt der filmischen Verwirklichung deutscher und internationaler Literaturklassiker. Durch seine mitreißendenden Verfilmungen macht er die literarischen Werke für ein breites Publikum zugänglich und verständlich. Besonders reizvoll sind für ihn dabei die Werke, die allgemein als „unverfilmbar“ gelten. Obwohl sich viele seiner Filme mit gesellschaftskritischen Themen auseinandersetzen, hat Schlöndorff stets die Absicht den Zuschauer gleichermaßen zu unterhalten wie zum Nachdenken anzuregen. Seine Filme bestechen durch Tiefgang und Unterhaltung und einer oftmals hochkarätigen Besetzung. Als einziger deutscher Regisseur jemals gewann Schlöndorff für einen seiner Filme sowohl den Oscar® sowie die Goldene Palme in Cannes.
Als zweiter von drei Söhnen wurde Volker Schlöndorff 1939 in Wiesbaden geboren. Nach seiner gymnasialen Ausbildung verließ Schlöndorff seine hessische Heimat, um nach Frankreich zu ziehen. Den Großteil seiner Jugend verbrachte er in Paris, wo er schließlich seine Leidenschaft für den Film entdeckte. Über die Regisseure der Nouvelle Vague betrat Schlöndorff die Filmwelt und arbeitete als Regieassistent von Louis Malle, Jean-Pierre Melville und Alain Resnais. Ab 1965 drehte er mit Der junge Törless (1966) sein Regiedebüt. Die kongeniale Verfilmung des Romans von Robert Musil fand großen Anklang und wurde zum internationalen Erfolg: 1966 gewann dieses dreimal das Filmband in Gold, den Max-Ophüls-Preis und den FIPRESCI-Preis der internationalen Filmkritik in Cannes. Gemeinsam mit seiner damaligen Ehefrau Margarethe von Trotta realisierte er 1975 die Adaption der Heinrich-Böll-Erzählung Die verlorene Ehre der Katharina Blum (1975), mit der Schlöndorff der Durchbruch gelingt. Mit der Verfilmung von Günter Grass‘ gleichnamigen Roman Die Blechtrommel (1979) gelang es Schlöndorff schließlich international auf sich aufmerksam zu machen. Ausgezeichnet mit der Goldenen Palme in Cannes, dem Oscar® für den besten fremdsprachigen Film und dem Bundesfilmpreis kennzeichnet Die Blechtrommel bis dato den Höhepunkt seiner Karriere.
Ein fünfjähriger Aufenthalt in den USA und große internationale Produktionen folgen: Mitte der 1980er adaptierte Schlöndorff Arthur Millers Drama Tod eines Handlungsreisenden (1985) und besetzte die Hauptrollen mit Dustin Hoffman und John Malkovich. Der TV-Film Ein Aufstand alter Männer (1987), eine weitere Literaturverfilmung Schlöndorffs, setzt sich mit der Rassendiskriminierung in den USA auseinander.
Mit dem Mauerfall kehrte er von New York zurück nach Deutschland, wo er Anfang der 1990er den gleichnamigen Roman von Max Frisch Homo Faber (1991) verfilmt. Zurück in Deutschland widmete sich Schlöndorff außerdem erneut auch der deutschen Geschichte und arbeitete mit dem RAF-Drama Die Stille nach dem Schuss (2000) die Aufnahme von RAF-Aussteigern in der DDR auf, wofür er den Europäischen Filmpreis gewann. Zuletzt brachte Schlöndorff unter anderem das bewegende Porträt Strajk – Die Heldin von Danzig (2006) über die Lebensgeschichte der wichtigsten Mitgründerin der polnischen Solidarnosc, die kammerspielartige Filmadaption von Cyril Gélys Drama Diplomatie (2014) sowie das melancholische Beziehungsdrama Rückkehr nach Montauk (2017) auf die Leinwand.
Rückkehr nach Montauk (2017)
Diplomatie (2014)
Strajk - Die Heldin von Danzig (2006)
Die Stille nach dem Schuß (2000)
Homo Faber (1991)
Die Geschichte der Dienerin (1990)
Eine Liebe von Swann (1984)
Die Fälschung (1981)
Die Blechtrommel (1979)
Deutschland im Herbst (1978)
Der Fangschuss (1976)
Die verlorene Ehre der Katharina Blum (1975)
Strohfeuer (1972)
Die Moral der Ruth Halbfass (1972)
Der junge Törless (1966)