Poetische Reflexionen
Als Vorreiter des Neuen Deutschen Films der 1970er Jahre erlangte Wim Wenders wie kaum ein zweiter deutscher Regisseur große internationale Bekanntheit. Er zählt zu den wichtigsten Vertretern des deutschen Gegenwartskinos. Atmosphärische Momentaufnahmen, bildgewaltige Landschaftspanoramen und poetische Reflexionen verdichtet Wenders in seinen Filmen zu anspruchsvollen Arbeiten über einsame Menschen auf der Sinnsuche und ihre subjektiven Realitätserfahrungen. Road Movies, Dokumentationen, Filmessays und Literaturadaptionen zählen zum vielseitigen, genreübergreifenden Werk des Autorenfilmers, der außerdem als Produzent, Fotograf und Autor tätig ist.
Wim Wenders, geboren am 14. August 1945 in Düsseldorf als Sohn eines Arztes, begann nach seinem Abitur zunächst ein Studium der Medizin und Philosophie, bevor er 1966 in Paris ein Studium der Malerei bei dem Grafiker und Kupferstecher Johnny Friedlaender begann. Zu dieser Zeit begeisterte er sich bereits für den Film, verbrachte tagtäglich seine freie Zeit in der Cinémathèque Francaise und absolvierte auf diese Weise einen „Crash-Kurs in der Geschichte des Kinos“. 1967 wechselte Wenders an die neu gegründete Hochschule für Film und Fernsehen in München. Noch während seines Filmstudiums schuf er weitere Kurzfilme und war außerdem als freier Autor für die Zeitschrift „Filmkritik“, die Süddeutsche Zeitung sowie das Magazin „Twen“ tätig.
Mit 26 Jahren gehörte er zu den insgesamt 16 Gründungsmitgliedern des Filmverlags der Autoren und machte 1971 mit seinem Erstling nach dem Studium, einer Verfilmung von Die Angst des Tormanns beim Elfmeter von Peter Handke, zum ersten Mal auf sich aufmerksam. Wenige Jahre später feierte Wenders seinen künstlerischen Durchbruch mit Alice in den Städten (1974), der prompt mit dem Preis der deutschen Filmkritik ausgezeichnet wurde. Seine nächsten beiden Inszenierungen Falsche Bewegung (1975) und Im Lauf der Zeit (1976) vollendeten die Roadmovie-Trilogie, in der Rüdiger Vogler jeweils eine der Hauptrollen übernahm und dadurch zum Repräsentanten der wiederkehrenden Figur des Sinnsuchenden in Wim Wenders‘ filmischem Werk wurde.
Seine Literaturverfilmung Der amerikanische Freund (1977) nach einem Roman von Patricia Highsmith bedeutete für den jungen deutschen Regisseur schließlich den internationalen Durchbruch, der seitdem in Europa, den USA, Lateinamerika und Asien arbeitet. Für Der Stand der Dinge (1982), eine kritische Reflexion der Arbeitsbedingungen im Filmgeschäft, erhielt Wenders in Venedig einen Goldenen Löwen. Seine erfolgreichsten Arbeiten realisierte er kurze Zeit später mit Paris, Texas (1984) und Der Himmel über Berlin (1987). Beide wurden jeweils mit einer Goldenen Palme in Cannes ausgezeichnet und genießen nach wie vor absoluten Kultstatus.
Seine Dokumentarfilme Buena Vista Social Club (1999), Pina (2011) und Das Salz der Erde (2014) waren alle für einen Oscar® nominiert. Neben seinem Schaffen als Regisseur ist es insbesondere die Fotografie, die Wenders‘ Werk stets begleitet und ergänzt hat. Seine Fotografien sind seit den 1980er Jahren in Galerien und Museen auf der ganzen Welt ausgestellt worden. 2014 überreichte man Wim Wenders auf den Internationalen Filmfestspielen Berlin den Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk. Heute kann der mehrfache Ehrendoktor, Mitglied der Akademie der Künste in Berlin und Präsident der Europäischen Filmakademie auf eine außergewöhnliche Karriere zurückblicken, innerhalb der es ihm gelang, europäische und amerikanische Filmtraditionen zusammenzuführen.
Papst Franziskus – Ein Mann seines Wortes (2018)
Das Salz der Erde (2014)
Pina (2011)
Palermo Shooting (2008)
Don’t Come Knocking (2005)
The Million Dollar Hotel (2000)
Buena Vista Social Club (1999)
Die Gebrüder Skladanowsky (1995)
Lisbon Story (1994)
In weiter Ferne, so nah! (1993)
Der Himmel über Berlin (1987)
Tokyo-Ga (1985)
Paris, Texas (1984)
Der amerikanische Freund (1977)
Im Lauf der Zeit (1976)
Falsche Bewegung (1975)
Alice in den Städten (1974)
Die Angst des Tormanns beim Elfmeter (1972)