Saoirse Ronan blickt gebannt auf eine Leinwand, auf der vermutlich gerade sie selbst zu sehen ist. Ihr Gesichtsausdruck ist schwer zu deuten: Man erkennt noch das Lächeln, aber irgendwie hat man das Gefühl, das Foto unter diesem Absatz entstand vielleicht während einer eher schmerzhaft anzusehenden Szene. So viel sei verraten: Davon gibt es einige in The Outrun.

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Ein Beitrag geteilt von Saoirse Ronan (FANPAGE) (@saorseronan)

Dennoch ist der Film von Nora Fingscheidt nach dem gleichnamigen, autobiografischen Buch von Amy Liptrot kein grimmiges Suchtdrama. Oder zumindest: nicht nur. Fingscheidt und die grandios spielende Hauptdarstellerin zeigen zwar die dunkelsten Momente einer Sucht. Aber eben auch Robben, Meeresstürme, verschrobene Inselbewohner:innen, Schafsgeburten, einen gigantischen Meeres-Wurm – und: Hoffnung. Im Zentrum der Handlung steht die Liptrot nachempfundene Rona, die für eine Weile von London zurück in ihrer Heimat zieht: auf die nördlich von Schottland gelegenen Orkney Inseln. Dort trifft sie auf ihren mit manischen Phasen kämpfenden Vater und ihre gottesfürchtige Mutter. Aber sie entdeckt auch ihre Liebe zur Natur und zu den Mythen dieser seltsamen Gegend.

Das Foto oben und die weiteren in diesem Artikel entstanden am Samstag bei der ausverkauften Europa-Premiere von The Outrun im Berliner "Zoo-Palast". Ein in doppelter Hinsicht besonderer Tag für Regisseurin Nora Fingscheidt. Nicht nur, dass ihr Film Europa-Premiere feierte – sie hatte an dem Tag auch noch Geburtstag. Aber auch für Saoirse Ronan war es ein besonderer Pressetag mit anschließender Premiere. Sie spielt nämlich nicht nur die Hauptrolle der Rona, sondern ist mit ihrem Lebenspartner Jack Lowden zugleich Produzentin des Films. "Das hat eine völlig neue Perspektive in meine Arbeit gebracht", erzählte sie uns früher am Tag beim Interview. "Gerade an so einem wichtigen Tag wie heute wird mir bewusst, wie viele Meetings, Konzepte, Finanzierungsgespräche, Rückschläge, aber auch tolle Ideen in diesen Film geflossen sind. Und wie viele Menschen daran beteiligt waren." Auch die inzwischen in Berlin lebende Autorin Amy Liptrot und Paapa Essiedu, der Ronas (Ex-)Freund spielt, waren bei der Premiere zu Gast.

Ronan erzählte uns im Interview außerdem, dass man bewusst entschieden habe, ihren Charakter nicht Amy zu nennen, sondern Rona. Die Handlung basiert zwar zu großen Teilen und mit nur leichten Änderungen auf Amy Liptrots Erfahrungen, aber sie und auch Nora Fingscheidt, die mit Liptrot das Drehbuch schrieb, wollten Saoirse Ronan die Freiheit geben, ihre eigene Interpretation der Figur zu finden. Gleiches gilt für die sehr poetische Bildsprache und die sich abwechselnden Zeitebenen. Saoirse Ronan sagte dazu: "Wir wollten, dass man spürt, wie hier zwei völlig verschiedene Medien zusammenkommen und wie verschiedene kreative Kräfte diese eine Geschichte nehmen und sie in eine neue, weitergedachte Form bringen. Ich habe dabei immer wieder Amy konsultiert und sie war sehr offen, ihre Erfahrungen und Ideen mit mir zu teilen."

Nora Fingscheidt erklärte schon vorab in einem Statement zum Film, was sie daran so faszinierte und herausforderte: "Als ich Amy Liptrots autobiografisches Buch 'The Outrun' zum ersten Mal las, war es Amys innerer Kampf und der nonlineare Prozess ihrer Heilung, was mich daran wirklich bewegte. Das Ganze in ein Drehbuch zu verwandeln war eine Herausforderung, denn die Geschichte an sich hat keinen spannungsgeladenen Plot, keine unerwarteten Wendungen, sondern ist sehr sanft und dabei brutal ehrlich. Die Erzählung gleitet und springt – wie Zeit und Raum, wie Robben im Wasser, wie Amys Gedanken. Die Natur ist eine Figur für sich. Das alles wollte ich gerne erhalten." Wir würden sagen: Es ist ihr gelungen.

Der offizielle Kinostart steht bisher noch nicht fest und auch der erste offizielle Trailer ist noch nicht veröffentlicht worden. Wir bleiben dran!