Es gibt Filme, die im Gedächtnis bleiben. Oder gleich in die Rubrik der "Lieblingsfilme" wandern, weil sie einen zum Staunen, Lachen oder Weinen gebracht haben. Es gibt auch Filme, die einen nachdenklich stimmen, berühren oder einen auf die ein oder andere Art und Weise fordern. Aber es gibt auch diese Filme, die man genau zum "richtigen Zeitpunkt" im Leben sieht, mit denen man sich sofort wie mit einer besten Freund:in versteht, die das gleiche Verständnis und Gefühl für etwas haben – und die daher nochmal aufgrund einer ganz anderen Ebene in das "Filme, die ich liebe"-Regal kommen. So ist es bei mir mit Can A Song Save Your Life? ergangen.
Es war Sommer 2014, ich verbrachte meine Semesterferien in Berlin und gewann Tickets für die Preview des Films über die INTRO, die in unserem Freundeskreis der monatlich kulturelle und musikalische Begleiter war. Ein paar Jahre zuvor hatte ich Once von John Carney gesehen und mochte die liebevolle und fast unaufgeregte Sichtweise, die der Regisseur und Drehbuchautor inklusive der Musik in seine Filme einfließen lässt. Sein neuer Film Can A Song Save Your Life? glänzte mit einem All-Star-Cast, was mich vorerst (das muss ich gestehen) skeptisch stimmte.
Die Story lässt sich eigentlich schnell und grob zusammenfassen: Zwei Personen (die eine ist Singer-Songwriterin der andere A&R Manager und Mitbegründer eines Independent Labels) begegnen sich eines Abends in einer New Yorker Bar. Beide leben für die Musik und beider Leben haben einen Weg eingeschlagen, den sie nicht erwartet haben. Zusammen beschließen sie den verrückten Plan, ein Outdoor-Album inmitten New Yorks aufzunehmen…
Für mich steht im Film aber nicht die Geschichte oder die Entwicklung der Charaktere im Vordergrund, sondern die Hingabe zur Musik beziehungsweise das Verständnis für Musik, dem sich dieser Film in jedem Moment widmet. Denn was dieser Film schafft, ist es, eine Freude wiederzugeben, die ich daher kenne, wenn Freund:innen mit ihrer externen Festplatte vorbeigekommen sind, um Musik auszutauschen. Oder die Freude, einen neuen Song zum ersten Mal zu hören und zu entdecken. Das Songschreiben, Musikhören und das Zelebrieren von Musik unabhängig von ihrem Erfolgt steht im Vordergrund.
Kleine alltägliche Situationen in Can A Song Save Your Life? werden durch Musik zu Freudensprüngen. Das hat nicht einmal zwangsläufig mit dem eigens komponierten Soundtrack von Gregg Alexander zu tun, der den meisten wohl eher mit dem 90er-Hit der New Radicals "You Get What You Give" geläufig sein wird. Musik wird als alltäglicher und wundervoller Begleiter eingesetzt, der, wie auch Dan im Film sagt, "den banalsten Szenen im Leben Bedeutung verleiht". Man könnte den Film als eine endlose Playlist sehen, die es einem wieder ins Bewusstsein holt, wie es ist und was es ausmacht, wenn man die Musik aufdreht. John Carney schafft es, die Musik als ständige Begleiterin einzusetzen, die deine Hand hält oder dich zum Lachen bringt!
Natürlich ist der Film eine Art Ideal-Vorstellung und es wäre schön, wenn Plattenfirmen nicht die absolute Überhand hätten, das Musikbusiness allgemein etwas anders laufen würde, Künstler:innen auch einfach mal so ein Album auf der Straße aufnehmen könnten, ohne dass dadurch Gehalt wegbricht oder Streamingplattformen mehr Geld für Musiker:innen springen lassen würden.
Bis dahin empfehle ich jedem einfach, wie ich es auch nach dem Film wieder getan habe, die alten Klinke-Kopfhörer auszukramen, Geld in einen Aux Splitter zu investieren und mit einem lieben Menschen seine Playlist gleichzeitig auf den Straßen zu hören (jeder einen Kopfhörer tut es notfalls bei Bluetooth Kopfhörern auch)! Denn "nichts verrät so viel über einen Menschen, wie seine Playlist".
Denn: "Nichts verrät so viel über einen Menschen, wie seine Playlist." © Studiocanal GmbH
ARTHAUS Mitarbeiterin Franziska Hackmann, kurz vorgestellt:
An Bord seit:
Das erste Mal von 2016-2018 und dann nun wieder seit 2021.
Was genau machst du bei ARTHAUS / Studiocanal?
Kurz: Product Managerin Theatrical & Home Entertainment. Lang: Ich kümmere mich um die Filme, die frisch ins Kino kommen und begleitete deren Weg danach ins Home Entertainment.
Dein schönster ARTHAUS-Moment?
Das erste Produkt in der Hand zu halten, an dem ich im Catalouge-Team mitgearbeitet habe: die Jean-Luc Godard Box.
ARTHAUS ist für dich ...?
Ein Ort, an dem es für Jede:n immer etwas neues zu entdecken gibt
Du in drei Filmen?
Es wäre schön, wenn man an dieser Stelle mindestens 5 nennen könnte. Aber ich versuche es: The Fall (R: Tarsem Singh, 2006), Lost Highway (R. David Lynch, 1997), Lady Bird (R: Greta Gerwig, 2017)
Und ein Guilty Pleasure?
The Parent Trap
Franziska Hackmann