Viele Menschen haben in diesem Jahr ihre Koch-Skills auf beeindruckende Weise verfeinert. Davon wird garantiert auch das Silvester-Dinner im allerkleinsten Kreis profitieren. Eine gute Gelegenheit, sich noch einmal das Handwerk des diabolischsten Fernseh-, Literatur- und Kino-Kochs aller Zeiten anzuschauen: Dr. Hannibal Lecter. Der hat schon seit seinem ersten Auftreten im Roman "Roter Drache" von Thomas Harris im Jahr 1981 bewiesen, dass ein Dinner For One bei ihm eine recht abgründige, wenn auch (für ihn) delikate Angelegenheit ist. Da würde Butler James nämlich spätestens als Dessert auf den Tisch kommen und Miss Sophie wäre der Hauptgang. Wir sind zwar auch große Fans von Das Schweigen der Lämmer, die TV-Serie Hannibal mit Mads Mikkelsen als Lecter ist allerdings ähnlich grandios und hat große Freude daran, die Koch-Skills von Lecter zu inszenieren. Wie nicht zuletzt dieser Supercut beweisen dürfte. Da der aber "ab 18" ist, hier ein kleiner Appetit-Happen, den wir zeigen dürfen:
In Zeiten, in denen die Kontakte kleinzuhalten sind, haben Filme, die sich auf ein übersichtliches, aber faszinierendes Figuren-Ensemble konzentrieren, einen ganz besonderen Reiz, weil sie sich ungefähr so anfühlen, als sei man bei einer entfernt bekannten Clique eingeladen. 8 Frauen von François Ozon ist so ein Film. Das Kammerspiel gibt uns die Gelegenheit, ein paar verschneite Tage in einer Pariser Vorstadtvilla mit den besten Schauspielerinnen Frankreichs zu verbringen – unter anderem Catherine Deneuve, Isabelle Huppert, Emmanuelle Béart und Fanny Ardant. Auch wenn der Ton bisweilen verspielt und böse-komödiantisch ist, geht es im Kern um einen Mord am Hausherrn. Eigentlich hatte Ozon gehofft, die Spannung des Films werde von einer zickigen Grundstimmung am Set getragen, wenn diese "Diven" gemeinsam vor der Kamera stehen, aber diese – nun ja, recht sexistische Vorstellung wurde freundlich lächelnd im Keim erstickt. Huppert sagte damals über Ozon: "Er wollte, dass wir uns wie wilde Löwinnen in der Zirkusarena entgegentreten." Aber, wie Catherine Deneuve der Presse erzählte: "Wir haben uns bestens verstanden und eine echte Großfamilie gebildet."
Manch einem dürfte es in diesem merkwürdigen Jahr 2020 so vorgekommen sein, als wolle die Zeit überhaupt nicht vergehen. Die Minuten, Tage, Stunden, bis die Nomalität, oder das was wir uns jetzt darunter vorstellen, wieder eintritt. In Russell T. Davies’ Serie Years & Years vergeht die Zeit dagegen rasend, allerdings läuft sie nicht spurlos an den Menschen vorbei. Sie durchzuckt sie eher wie ein Blitz. Das ist schmerzhaft für die Held*innen und Anti-Held*innen der Geschichte und sorgt auch beim Publikum für den ein oder anderen Schockmoment. Fake-News, Populismus und das Elend der illegalen Migration – hier wird unser Blick auf die Realität durch ein bizarres Kaleidoskop geschärft. 2019 ging die Ko-Produktion von BBC One und HBO auf Sendung und umfasst sechs Folgen á 60 Minuten, worin sie einen erzählten Zeitraum von 15 Jahren abdeckt. Russell T. Davies vermischt gekonnt dystopische Science-Fiction mit Dramedy samt dysfunktionaler Familie. Vieles an diesem Szenario dürfte dem Großteil des Publikums bei aller Phantastik bekannt vorkommen…und dass die Zeit beim Gucken geradezu verfliegt, erscheint dann wieder ganz normal.
Silvester ist die Zeit für Klassiker. 1973 schuf Sidney Lumet mit Serpico einen für die damalige Zeit sehr modernen Filmklassiker, der mit den Jahren nichts an Qualität und Faszination eingebüßt hat. Ein überragender Al Pacino steht im Mittelpunkt der Geschichte des Undercover-Cops Frank Serpico, die auf wahren Geschehnissen beruht, so unglaublich sie auch erscheinen mag. Serpico hat nicht nur ein ausgeprägtes Faible für Kopfbedeckungen, er hat auch einen starken Sinn für Gerechtigkeit. Die grassierende Korruption unter den New Yorker Kollegen ist ihm ein Dorn im Auge, und so kämpft er gegen sie an, bis sein Engagement ihn beinahe das Leben kostet. Sehenswert auch die Dokumentation über den echten Frank Serpico, die unter anderem einen speziellen Blick auf Pacinos Darstellung und deren Nachwirkungen wirft.
Und damit ihnen auch im neuen Jahr die Filme und Serien nicht ausgehen, schauen Sie doch mal rein ins Programm von ARTHAUS+. Unser Amazon Prime Video Channel bietet sorgsam kuratierte Unterhaltung, mit der Sie die Zeit auch einfach mal vergessen können. Wir wünschen einen guten Rutsch und sehen uns mit Sicherheit bald wieder – 2021 kann kommen!
WF DK