Vor 30 Jahren kam Jim Jarmuschs Episodenfilm in die Kinos, seine humanistische Message ist zeitlos. Gerade in diesen Tagen eingeschränkter Mobilität und begrenzter zwischenmenschlicher Kontakte legt Night On Earth stellvertretend den Finger in die Wunde – ist jedoch gleichsam Balsam für die Seele. In derselben Gesellschaft, die Einsamkeit hervorbringt, liegt der Schlüssel zu unseren Gemeinsamkeiten. Jarmusch erweckt wundervolle Individualisten zum Leben, zwischen denen es auf magische Weise knistert – im Taxi auf ihrer jeweiligen Fahrt und im metaphorischen Sinne. Los Angeles, Paris, New York, Rom und Helsinki sind die Stationen, Winona Ryder, Gena Rowlands, Armin Mueller-Stahl, Giancarlo Esposito, Roberto Benigni heißen die Stars. Sie lassen sich nicht unterkriegen von den Verhältnissen und behaupten sich selbst mit einer Prise Melancholie und Humor. Der richtige Film zur richtigen Zeit. Immer wieder.

In gewisser Weise ist Jim Jarmusch ein Märchenerzähler, in dessen Geschichten die verwunschenen Dinge, die sprechenden Tiere, die verzauberten Menschen nicht selten durch realistisch anmutende und doch mit viel Punk-Esprit konstruierte Schwarzweißwelten irren, existenzialistisch hineingeworfen in absurde Situationen und Konstellationen – in Form solcher phantastischen Wesen wie Tom Waits, Roberto Benigni oder John Lurie, die ihrerseits abgedrehte Typen verkörpern. So ist es jedenfalls in einem von Jarmuschs Meisterwerken: Down By Law (1986). Man kann es auch etwas nüchterner ausdrücken, etwa so wie das Internationale Lexikon des Films, das befindet, Down By Law sei "eine ironische Komödie, die in märchenhafter Form von den Bemühungen um Menschlichkeit in einer desolaten Umwelt berichtet; hervorragend inszeniert und fotografiert, von glänzenden Darstellern getragen."