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Der doppelte Almodóvar: Zwei Mal zweiter Frühling

Ab 14. März: Almodóvar Shorts als Double Feature im Kino. The Human Voice und Strange Way of Life. Es geht auf unterschiedliche Weise um Liebe, Leidenschaft und Älterwerden.

14. März 2024

Wenn ein neuer Almodóvar in die Kinos kommt, dann verspricht dies ein einmaliges und aufwühlendes Filmerlebnis. Ob komisch oder melodramatisch – Almodóvars Geschichten berühren und bleiben auch dank herausragender Darsteller:innen und wundervoller Ausstattungen lang im Gedächtnis haften. Jetzt gibt es sogar die doppelte Portion Almodóvar, sozusagen ein zweimaliges aufwühlendes Filmerlebnis. Denn nun kann man seine beiden Kurzfilme The Human Voice mit Tilda Swinton und Strange Way of Life mit Ethan Hawke und Pedro Pascal als Double Feature auf der Leinwand erleben.

Die menschliche Stimme vermag vieles auszudrücken, am intensivsten jedoch erscheint sie, wenn sie gar nicht zu vernehmen ist. Eine Welt der Stille auszuhalten, das ist die unerträgliche Aufgabe, der sich die von Tilda Swinton gespielte Frau in dem 30-minütigen The Human Voice stellen muss.

Ein Bild sagt mehr als … © Iglesias Mas

Ein Bild sagt mehr als … © Iglesias Mas

Nach einem Theaterstück von Jean Cocteau inszenierte Pedro Almodóvar seinen ersten englischsprachigen Film – es ist ein Monolog der Swinton-Figur, die zeitgemäß zwischen Zwie- und Selbstgespräch laviert. Die Stöpsel im Ohr lassen offen, ob sich am anderen Ende der Leitung ihr Ex-Geliebter José befindet oder nicht. Das Warten auf ihn, das Gefühl des Verlassenseins, die Spuren des Schmerzes dagegen werden offenkundig in den Worten einer Frau, die bei allem Unglück den Triumph sucht.

The Human Voice ist ein Stück übers Älterwerden, und auch über einen erzwungenen Reifeprozess, der wahrlich nicht alle Ängste und Zwänge auslöschen kann, von denen Tilda Swintons Figur beherrscht wird, sobald sie die Beherrschung über sich verliert. Dann schwingt sie die Axt, nimmt zu viele Tabletten (und doch zu wenige, um der Misere endgültig ein Ende zu bereiten) oder vergießt Benzin statt Tränen. Diese Frau brennt, nicht nur ihr Metabolismus, nein, auch das Herz. Aber The Human Voice ist eben auch ein Stück über den ewig jungen Traum von der Liebe.

Liebe und Älterwerden – das sind auch die Themen von Almodóvars ebenfalls gut halbstündigen Ausflug ins Western-Genre: Strang Way of Life..

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Im Mittelpunkt zwei Männer, deren Männlichkeit, wie es sich für die Cowboy-Romantik gehört, bei jeder Bewegung auf dem Spiel steht. Die beiden treffen nach 25 Jahren im Örtchen mit dem sprechenden Namen Bitter Creek aufeinander und haben ein Problem zu lösen, das schon in einem Western-Klassiker von John Sturges so oder so ähnlich hätte auftauchen könnten. Aber der Sheriff und der Rancher teilen überdies eine Vergangenheit als Auftragskiller und Liebespaar. Und Homoerotisches war in den alten Western zwar präsent, seine Ausprägung wurde aber eher der Interpretation des Publikums unter der heimischen Bettdecke überlassen.

Almodóvar nimmt diesbezüglich natürlich keine Gefangenen. Passion gehört entfesselt! Die zeitliche Kluft überwindet der Spanier auf verschiedenen Zeitebenen, auch um zu verdeutlichen, was die Umstände mitunter aus einer zwanglosen Zuneigung machen. Entscheidende Frage: Kann das unterschwellige Gefühl die verhärteten Fronten zwischen den Männern noch mal aufweichen? Almodóvar führt uns hier spielerisch in die Kosmen der Spaghetti-Western von Sergio Leone, durchaus angelehnt an moderne Genre-Variationen von Brokeback Mountain bis The Power of the Dog . All das im Gewand eines typischen Almodóvar-Films. Er schafft es wie eigentlich immer, seine Figuren für einen Moment emotional so richtig nackig zu machen, ohne sie vor dem Publikum zu blamieren. Die Wahrheit liegt diesmal im Geist des Weins, den Almodóvar in einer solchen Szene, bei der alle Masken fallen, seien sie auch noch so fancy, in Strömen fließen lässt. Das ist gar nicht so strange aber vielleicht DER Vorbote des Frühlings in diesem Jahr.

Egal, ob erster, zweiter oder dritter Frühling.

WF

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