Eine Klarstellung zu Beginn: In dieser Liste geht es um die fiktiven Bands, die es (noch) nicht auf eine reale Bühne geschafft haben. Was zum Beispiel Spinal Tap, The Commitments und die Blues Brothers ausschließt. Wir beginnen also mit dem mysteriösen Dr. Faust aus Jim Jarmuschs Vampir-Ballade Only Lovers Left Alive. In unserem Booklest zur Jim Jarmusch Collection haben wir uns ausgemalt, wie ein geheimes Club-Konzert von ihm wohl so wäre. Darin schreiben wir: "Und dann plötzlich, in einem Turn, bei dem auch der mysteriöse Dr. Faust kurz lächelt, kippt sein Gitarrenspiel am Ende von ‚Zombie Serenade, Pt. 5‘ ins Fröhliche, hüpfen leichte, fast Hippie-eske Akkorde durch den Raum. Als Konzertkritiker und Fan weiß man immer noch nicht, wie das zu verstehen ist – begrüßt er etwa die Zombieapokalypse und freut sich auf die Zeit danach? Was lässt ihn glauben, er käme aus der Nummer lebend raus? Vielleicht gibt das Folgestück eine Erklärung: ‚Only Lovers Left Alive‘ heißt es und er widmet es mit einem zärtlichen Hauchen einer gewissen Eve. Wieder denkt man kurz, ob das nicht ein wenig zu prätentiös und konstruiert ist, aber dann spielt er diese wehmütige, liebevolle Melodie, von der viele glauben, sie zitiere die Streicher aus Joe Stubbs ‚Ain't That Loving You (For More Reasons Than One)‘, einer Ballade, die tief verwachsen ist mit der Musikstadt Detroit, in der auch Faust angeblich lebt."
Springen wir kurz in die Literaturgeschichte, die uns ebenfalls ein paar tolle fiktive Acts geschenkt hat. Die wohl bekannteste Band der Science Fiction Literatur dürfte Disaster Area sein. Sie tauchte zuerst im zweiten Band der Reihe "Per Anhalter durch die Galaxis" von Douglas Adams auf. Darin besuchen die Protagonisten Ford und Zaphod "Das Restaurant am Ende des Universums" und treffen Fords Kumpel Hotblack Desiato (Foto unten), der dort spielt. Disaster Area ist die bekannteste und lauteste Band des Universums und beendet ihre Shows stets mit einem mit Sprengstoff vollgepackten Raumschiff, das in eine Sonne kracht. Die Band stammt aus den Gagrakacka Mind Zones und ihr Stil sei recht simpel, so Adams. Ihre Texte erzählen meist die typische Geschichte eines Jungen, der ein Mädchen im Licht eines Mondes trifft, kurz bevor dieser aus unerklärlichen Gründen explodiert.
Hotblack Desiato von der Band Disaster Area in der BBC-Serie zur Buchreihe © BBC
John Carney hat ein gutes Händchen, wenn es um fiktive Bands geht. Eine davon schaffte es sogar ins richtige Leben: Das Straßenmusik-Duo aus Once, das von Glen Hansard und der tschechischen Sängerin Markéta Irglová gespielte wurde, existierte danach sehr erfolgreich als The Swell Season – verbunden mit einer kurzen, aber intensiven Liebe der beiden. Die tolle Teenage-Band aus Sing Street hat es leider noch nicht auf eine reale Bühne geschafft – aber immerhin gibt’s die tollen Auftritte und Clips aus dem Film und die Songs bei Spotify auf dem offiziellen Soundtrack.
Lange bevor die Autorin Taylor Jenkins Reid sich die 70s-Band Daisy Jones & The Six ausdachte, erzählte der Autor von "Der Wolkenatlas", David Mitchell, eine recht ähnliche Geschichte und erfand die britische 60-Psychedelic-Band Utopia Avenue in seinem gleichnamigen Roman. Folksängerin Elf Holloway, Bluesbassist Dean Moss, der Gitarrenvirtuose Jasper de Zoet und der Jazzdrummer Griff Griffin hatten nur eine kurze, aber intensive Blütezeit, bleiben aber "the strangest British band you’ve never heard of".
Diese fiktionale Band ist bitte nicht mit der sehr realen Band Stillwater aus Georgia zu verwechseln, die in den 70ern Southern Rock mit Folk mischte. Und sie ist nicht zu verwechseln mit The Allman Brothers Band, Eagles, Lynrd Skynrd und Led Zeppelin. Warum gerade diese Acts? Weil Cameron Crowe Stillwater sozusagen als Amalgam jener Bands anlegte, die er in seinen Teenager-Jahren beim amerikanischen Rolling Stone interviewt hatte. Dieser Teil seines Lebens ist bekanntlich die Vorlage für Almost Famous und William Miller das Alter Ego von Cameron Crowe.
DK