Wer The Place Beyond The Pines gesehen hat, wird auch den dunkelschönen Soundtrack in Erinnerung behalten haben. Derek Cianfrances beauftrage für sein intelligent gewebtes Neo-Noir-Drama einen Mann, der zwar auch Film-Score-Komponist und -Fan ist – aber in erster Linie ein veritabler Rockstar. Mike Patton heißt er, war und ist Sänger von Faith No More – aber auch Gründer von Bands wie Mr. Bungle, Tomahawk, Fantômas, Lovage, Dead Cross und Peeping Tom. Außerdem komponierte Patton die Musik zu Filmen wie 1922, Crank High Voltage und The Solitude Of Prime Numbers. Cianfrance beauftragte Patton für The Place Beyond The Pines, weil er langjähriger Fan war und dessen Musik schon immer für "cinematic" hielt. "Er hat die geisterhafte Essenz der Story sofort verstanden", schwärmte Cianfrance über Patton.
Tatsächlich zieht sich Mike Pattons Liebe zum Film durch seine gesamte Karriere. Mal ganz offensichtlich wie im Bandnamen seines Projekts Peeping Tom oder wie auf dem Album "Director's Cut" seiner Band Fantômas, für das er berühmte Filmstücke coverte. Mal eher in verstreuten Verneigungen, wie zum Beispiel auf dem erfolgreichsten Faith No More-Album "Angel Dust", für das sie John Barrys "Midnight Cowboy" coverten, weil sie den Film so mochten. Seine Liebe zu Ennio Morricone, die man auch seinen Scores anhört, zeigte Patton auf dem Soloalbum "Mondo cane", für das er "Deep Down" einspielte. Leider aus technischen Gründen nicht in der Playlist ist Mike Pattons Beitrag zu I Am Legend – hier durfte der Zombie-Film-Fan die geifernden Geräusche der Untoten beisteuern.
Faith No More-Songs tauchen prominent in Filmen auf wie Black Hawk Down ("Falling To Pieces"), Gremlins 2 ("Surprise! You’re Dead") und Bill & Teds verrückte Reise durch die Zeit ("The Perfect Crime"). Aktiv beteiligt war Patton auch mit "Another Body Murdered" feat. Boo-Yaa T.R.I.B.E am wohl berühmtesten Soundtrack der Neunziger: "Judgement Night", ein mediokrer Film, dessen Soundtrack jedoch die Großen aus Rock und HipHop zusammenbrachte und damit das Crossover-Genre in die Welt brachte.
Mike Pattons eigene Filmscores sind oft dunkle Instrumentalstücke, die seine musikalische Vielseitigkeit zeigen – mal karg und böse wie in 1922 nach einer Stephen-King-Novelle, mal aggressiv aufputschend wie im Action-Reißer Crank High Voltage.
Stücke aus all diesen Spielwiesen gibt es nun also in dieser Playlist, gewürzt mit ein paar Dreingaben wie die Hymne auf Pornofilme (und -Magazine) "The Girls of Porn" oder die berühmte Bee Gees-Coverversion "I Started a Joke", mit der sich Faith No More nach einem letzten Best-of für eine Weile von der Bildfläche verabschiedeten. Dieser Song darf vor allem nicht fehlen, weil das Video dazu ein wundervoller Kurzfilm ist: