Bevor wir nun das erzählen, was man in einem Text wie diesem erzählen muss (also wer da war und so), eines vorweg: Es ist ein großes Vergnügen, ein Leid, eine Freude, ein Kampf, diesen außergewöhnlichen, biografischen Zeichentrickfilm Persepolis noch einmal im Kino zu sehen. Die schwarz-weißen, wundervollen Zeichnungen, die überraschenden, poetischen Bilder, der punkige Witz, aber auch der Tod und das Leid in Marjane Satrapis Geschichte – all das sorgt für eine regelrechte Achterbahnfahrt der Gefühle. Und dann wäre da noch die Tatsache, dass vieles, was man in diesem Film sieht, einen direkten Bezug zu den Bildern hat, die man seit über einem Jahr in den Nachrichten über die noch immer in Hoffnung schwelende Revolution im Iran sieht …
Aber zu den Fakten: Studiocanal Co-Managing Director Hooman Afshari begrüßte am Samstag das Publikum im Berliner Delphi Filmpalast. Darunter waren auch prominente Gäste wie etwa die Schauspieler:innen Katharina Schlothauer, Saman Giraud, Nermina Kukic, Rana Farahani und Hendrik Heutmann. Im Anschluss des Films gab es dann ein Gespräch zwischen Jasmin Tabatabai, die Marjane im Film ihre Stimme leiht, und der Journalistin Shila Behjat, die ebenfalls iranische Wurzeln hat und oft über die Frauen im Iran schreibt.
Oliver Walterscheid Photography für Studiocanal
Wobei man hier klarstellen sollte: Filmgespräch klingt ein wenig zu trocken, für das, was da folgte. Jasmin Tabatai stellte zum Beispiel mitten im Talk plötzlich fest, dass ja heute der 9. Dezember sei – und sie einst an einem 9. Dezember von Iran aus in Deutschland angekommen war. Tabatabai und Behjat zeigten sich beide überrascht, wie aktuell Persepolis auch heute noch wirke. Und Jasmin Tabatabai erzählt die rührende Geschichte, wie sie vor einigen Jahren ihren Lieblings-Comic-Laden in Berlin passierte und verdutzt stehen blieb, weil sie im Schaufenster eine Graphic Novel über eine Kindheit und Jugend in Iran sah. "Ich kaufte Persepolis sofort und dachte die ganze Zeit nur: Das bin doch ich!" Um so schöner und bewegender sei es gewesen, Marjane Satrapi später kennenzulernen, und deren Alter Ego für die deutsche Synchronisation sprechen zu dürfen. Am Ende des Talks wurde auch die Situation der derzeit in Evin inhaftierten iranischen Frauenrechtlerin Narges Mohammadi, die am darauffolgenden Sonntag den Friedensnobelpreis in Oslo erhielt, hervorgehoben – eine weitere, starke Brücke dieses Films und dieses Nachmittags in die Gegenwart.