Ich glaube, das ist der erste Film, der bei IMDb unter meinem Namen auftaucht. Ich war da allerdings nur Produktions-Koordinatorin. Producer war Kees Kasander. Peter Greenaway führte Regie. Ich hatte bis dahin schon eine Menge Musikvideos und Studentenfilme realisiert – das übliche Zeug, das man macht, um auf den Beruf der Produzent:in hinzuarbeiten. Ich wusste recht früh, dass ich das machen wollte. Als ich 11 oder 12 war, hat mir jemand eines dieser Karriere-Bücher für Kinder geschenkt. Die gab es bei uns in England damals in vielen Buchläden. Die hießen dann zum Beispiel "Jane wird Schriftstellerin". Meines hieß "Claire und das Fernsehen" oder so ähnlich. Das hat mich inspiriert, diesen Weg einzuschlagen, obwohl ich weder aus einer Medienfamilie noch aus London kam. Deshalb waren diese Bücher großartig, weil sie Mädchen dazu brachten, zu denken: "Hey, ich könnte das auch!" Bei mir war es auf jeden Fall so. Ich dachte: "Oh, wow, das sind ja ganz normale Leute. Man muss keine magische Person sein, um beim Fernsehen oder beim Film zu arbeiten."
Verschwörung der Frauen (Drowning By Numbers im Original) war ein wichtiger Schritt auf diesem Weg. Peter Greenaway war großartig. Ich liebe es, mit ihm zu arbeiten, und dieser Film war eine tolle Erfahrung für mich. Ich habe viel gelernt. Zum Beispiel, wie sehr ich das Filmgeschäft liebe und wie emotional es sein kann. Ich sehe das immer noch bei jungen Menschen, die wie ich damals an ihrem ersten großen Film arbeiten. Ich erinnere mich, dass wir den kompletten Drowning By Numbers in Suffolk gedreht haben. Ein paar Wochen lang gab es nur diesen Film und die tolle Crew in meinem Leben. Wenn man die ganze Zeit am Drehort arbeitet, vergisst man alles andere. Man geht voll in der Arbeit und dem Team auf und knüpft so tiefe Verbindungen zu allen anderen, die an dem Film arbeiten. Ich erinnere mich, wie ich danach den Zug nach Hause nahm und noch am Bahnhof weinen musste. Einerseits war untröstlich, diese intensive Erfahrung zu verlassen, und gleichzeitig war ich süchtig nach der Arbeit an diesem Film. Ich wollte das einfach noch einmal machen.
Alison Owen bei der Deutschlandpremiere von "Back To Black". © Sebastian Gabsch
Ich liebe diesen Film und ich liebe Stephen Frears. Er ist ein guter Freund und einer der witzigsten Menschen überhaupt. Auch hier waren wir durchgehend am Drehort in Dorset, und ich hatte eine verdammt gute Zeit bei diesem Film. Ich liebe diesen Humor.
Wenn ich auf Panels bin, werde ich oft gefragt, wie ich entscheide, welchen Film ich produzieren möchte. Die Antwort ist ganz einfach: Wenn es für mich die perfekte Kombination aus Geschäft, Kunst und Kreativität ist. Ich habe die Regel, dass jedes Projekt, das ich annehme, zwei Kriterien erfüllen muss. Das erste ist: Ich selbst muss es wirklich lieben. Es muss etwas sein, das ich mir persönlich ansehen möchte. Das zweite Kriterium ist: Ich muss in der Lage sein, die Kosten für die Produktion überblicken zu können. Ich muss wissen, dass es in dem Land eine gute Steuervergünstigung gibt und dass es eine gute Rolle für die Person gibt, für die ich es mache. Ich kann also dafür sorgen, dass es sich finanziell lohnt.
Ich habe in meiner Karriere auch mal Projekte gemacht, die nur in eine dieser Kategorien passen, und das war nicht sehr erfüllend. Wenn es sich dabei um etwas handelt, das man liebt und bei dem man sich nicht sicher ist, wie man es umsetzen soll, verbringt man oft fünf Jahre damit, den Kopf gegen die Wand zu schlagen, und am Ende hat man zum Beispiel den Autor enttäuscht, dessen Buch man optioniert hat. Das ist Stress, weil man die Leute im Stich lässt und viel Zeit, Energie und Geld verschwendet. Bei Immer Drama um Tamara passte aber wirklich beides.
Dieser Film war natürlich ein Highlight – vor allem wegen der Oscar-Nominierung. Ich habe es geliebt, mit dem indischen Regisseur Shekhar Kapur daran zu arbeiten. Auch er ist inzwischen ein guter Freund. Elizabeth war damals einer der aufregendsten Filme, die man machen konnte. Historienfilme waren zu der Zeit meistens opulent und ehrfürchtig. Wir wollten das aufbrechen. Lustigerweise hatten wir bei diesem Projekt erst den Pitch und dann das Thema. Unser Pitch war: "Wir wollen einen historischen Film im Stil von Trainspotting machen." Dann erst haben wir überlegt, was das Thema sein wird. Wir haben uns die britische Geschichte angeschaut und fanden, dass es entweder ein Film über die Heerführerin Boadicea aus dem ersten Jahrhundert oder aber über Elizabeth I. sein müsste. Erst als wir uns für Elizabeth entschieden hatten, machten wir uns auf die Suche nach einem Drehbuch, einem Regisseur und einer Hauptdarstellerin.
Shekhar Kapur war da eine gute Wahl. Es sollte ein Regisseur sein, der einen anderen Blick auf die englische Kultur und Geschichte hat. Cate Blanchett zu finden, war dann der Durchbruch. Für sie war es der erste Film, mit dem sie im großen Stil Aufsehen erregte. Hier sehe ich deutliche Parallelen zu meine letzten Produktion Back To Black. Bei beiden Filmen waren wir uns sehr sicher, dass wir die Hauptrolle nicht mit einem Star besetzen wollten. Elizabeth zeigt den Weg einer jungen Frau, die zur Ikone wird. Back To Black ebenso. Und wenn das Ziel der Reise ist, eine Ikone zu werden, sollte man ihn nicht mit einer Schauspielerin beginnen, die zur Zeit des Drehs schon selbst eine Ikone ist. Man will die filmische Reise mit einem Menschen beginnen, der weniger bekannt ist, damit er gleichzeitig in die Rolle hineinwachsen kann.
Als wir Elizabeth drehten, standen wir unter großem Druck, weil viel Geld von großen Filmstudios im Spiel war. Die wollten, dass wir Nicole Kidman oder Winona Ryder oder so casten und wir mussten um unsere Entscheidung kämpfen. Bei Back To Black war es ein wenig ähnlich – da gab es den Wunsch eher eine Lady Gaga oder eine Millie Bobby Brown zu nehmen. Aber die sind ja schon an der Spitze der Popkultur – wo ist denn da die Reise, die wir zeigen wollen? Deshalb war mir und meinen Verbündeten bei beiden Filmen klar: Wir wollen jemanden, der noch wachsen kann und das mit uns und mit der Rolle tut.
Ich kam vor allem als Amy-Winehouse-Fan zu Back To Black. Ich liebe ihre Musik, war am Boden zerstört, als sie starb, und ich fühlte und fühle, dass sie das größte Talent des 21. Jahrhunderts war. Back To Black ist definitiv ein Highlight für meine Produktionsfirma Monumental. Ich liebe den Film sehr. Und ich sehe einige Parallelen zu meiner Tochter Lily Allen: Als sie und Amy noch lebten, war die Celebrity-Kultur auf ihrem Höhepunkt und die beiden hatten das Pech regelrecht von der Presse belagert zu werden.
Ich glaube, wir begannen mit der Arbeit an Back To Black um 2019 herum. Wir haben uns die Musikrechte besorgt, Sam an Bord geholt und dann sind wir zu STUDIOCANAL gegangen, bevor wir das Drehbuch in Auftrag gegeben haben.
Dass wir Nick Cave und Warren Ellis für den Soundtrack gewonnen haben, empfinde ich als große Ehre. Die Zusammenarbeit mit ihnen war wirklich etwas Besonderes. Bei einem Film über eine Musiker:in denkt man ja erst mal gar nicht daran, dass man so einen Score braucht. Wir hatten ja die fantastischen Amy-Songs, da brauchte es kein "Amy Theme" oder "Blake Theme". Es ist eine andere Art von Soundtrack. Einer, der den Film eher behutsam an die Hand nimmt und sich nicht aufdrängt. Es war auch gar nicht geplant, dass Nick am Ende einen neuen Song singt. Als er mit Sam im Studio war, fühlte er sich aber plötzlich inspiriert, griff ein Motiv der Anfangsmelodie des Films auf und begann zu singen. Er fragte Sam, ob sie das aufnehmen sollten und sie bejahte es zum Glück. Als sie mir den Song später vorspielte, hatten wir beide Tränen in den Augen.
Bei der Arbeit an diesem Film war eine Menge Magie im Spiel. Wir hatten oft das Gefühl, dass Amy irgendwie bei uns war. Weil alles so glatt lief und wir die richtigen Leute fanden. Was vor allem Marisa betrifft: Wenn man nicht die richtige Person für die Rolle der Amy hat, dann kann man ja gleich einpacken. Mir und Sam war wichtig: Wir wollen kein Amy-Lookalike, wir wollten eine Schauspielerin, die Amy verkörpern kann. Die uns dazu bringt, dass wir Amys Gefühle fühlen. Die es vermag, uns für die Länge des Filmes zu fesseln. Dass Marisa im Film singt, war ursprünglich gar nicht geplant. Wir haben eine Test-Aufnahme in den Abbey Road Studios gemacht – da hatte sie gerade erst eine Gesangsstunde genommen. Sie war bei diesem Test schon so gut, dass wir merkten: Sie kann das. Heute denke ich, es hätte den Film aus dem Tritt gebracht, wenn man die Original-Darbietung von Amy verwendet hätte – das bricht den Zauber, wenn man gerade bereits war, zu glauben, das Marisa Amy ist. Die einzigen beiden Male, wo wir die Musik verwenden, ist, wenn sie aus der Jukebox kommt oder im Radio läuft. Das wollten wir als dezente Hommage unbedingt drin haben – und so macht es in der Filmlogik Sinn.
Auch diesen Film liebe ich sehr. Ich liebe die Geschichte und das Setting, in das man wirklich tief eintauchen kann. Die Dreharbeiten in Kapstadt mit Jeff Bridges und Regisseur Phillip Noyce waren wundervoll. Wir hatten eine ziemlich gute Zeit mit diesem Film und ich bin manchmal immer noch erstaunt, dass er sich auf Langstrecke sehr gut verkauft hat. Und hey, Taylor Swift spielt darin mit! Damit kann ich meine Enkelkinder von allem, was ich gemacht habe, bis heute am meisten beeindrucken.
Wenn ich auf die Arbeit an diesen fünf Filme schauen, merke ich wieder: Produzieren ist eine seltsame Sache und man muss herausfinden, wie man es für sich am besten angeht. Es gibt schließlich viele Arten von Produzent:innen. Es gibt sehr kreative Produzent:innen, es gibt welche, die ausschließlich mit einem Regisseur oder einer Regisseurin zusammenarbeiten und ihn oder sie unterstützen und dieses Werk fördern. Es gibt aber auch Produzent:innen, die sich fast ausschließlich auf das Finanzielle konzentrieren und eigentlich nur Geschäftsleute sind. Ich bin eher jemand, der sehr projektorientiert ist. Ich möchte meine eigenen Projekte finden. Nur mit einer Person zusammenzuarbeiten kam für mich nie in Frage, weil man dann nur ihre Vision bedient, selbst wenn die brillant sein mag. Aber ich will weiterhin machen, was mir gefällt. Ich möchte Projekte verwirklichen, die anders sind – und das durchaus auch, weil ich sie mit umsetze und mit daran arbeite. Ich habe eine starke Meinung habe, die ich zum Ausdruck bringen will, um mit anderen kreativen Köpfe eine gemeinsame Vision zu verwirklichen.
Deshalb habe ich auch vor gut zehn Jahren meine eigene Produktionsfirma Monumental gegründet – um genau so arbeiten zu können. Am Ende ist das Kino aber eine sehr kollaborative Kunstforum. Orson Welles hat einmal gesagt, dass ein Maler einen Pinsel und ein Schriftsteller einen Stift braucht. Aber ein Filmemacher braucht eine ganze Armee, die deine Vision unterstützt. Und das ist manchmal unglaublich stressig, vor allem wenn man in letzter Minute das Geld verliert oder einen Schauspieler. Es gäbe viele Wege, die man alleine gehen könnte, aber ich liebe es ein starker Partner von kreativen Menschen zu sein, die wirklich großartig sind.
SK