Der Schauspieler William Hurt ist am Sonntag, den 13. März 2022 im Alter von 71 Jahren gestorben. Hinter dieser so traurigen wie nüchternen Nachricht steckt ein herber Verlust. Denn mit Hurt verließ einer die große Bühne, dessen Persönlichkeit und Kunstfertigkeit durch die Wirkung seiner Filmfiguren auf Kritik und Publikum ihre perfekte Balance offenbarten. Eine unheimliche Ausgeglichenheit. Hurt ließ seinen eigenen Charakter – zumindest machte es den Eindruck – nie außen vor, wenn er sich in eine fiktionale Person "verwandelte". Diese unbeugsame Nuance verlieh nicht nur den jeweiligen Kunstfiguren, wie etwa dem russischen Ermittler Arkady Renko im Klassiker des Cold-War-Thriller-Genres, Gorky Park, aus dem Jahr 1983, das gewisse Etwas.
William Hurt blieb noch unter jeder Maske ein Stückweit er selbst und prägte die Filme, in denen er mitwirkte mit einer nicht ganz so bürgerlichen Haltung abseits üblicher Hollywood-Sperenzchen, die ihm das Publikum zumindest unterstellen mochte. Und zwar alles andere als von ungefähr: Hurt hatte die rebellische Note Ende der 1960er Jahre am Theater kennengelernt und ausagiert und diesen 68er-Spirit nie ganz abgeschüttelt. Man kann es so auf den Punkt bringen: William Hurt stellte nicht nur Leute dar, er stellte das gewisse Etwas in Reinform dar – und diese Präsenz als Intellektueller mit Bodenhaftung entdeckte auch das experimentierfreudigere Kino für sich, in dem Hurt wiederum nach einer ersten kommerziellen Hochphase in den 1980er Jahren immer wieder neu aufblühte. Nehmen wir nur seine Rolle in Wim Wenders’ fulminantem Trip Bis ans Ende der Welt oder seine tragende Nebenrolle in Cronenbergs genialem A History of Violence. Den Blockbustern, etwa denen aus dem Marvel-Universum, blieb er (wie auch dem Theater) immer verbunden.
Mit William Hurt ist ein großer Schauspieler von uns gegangen, der jeder sein konnte, ohne sich selbst aufzugeben und in dem man stets mehr sehen durfte als einen hervorragenden Darsteller. Wenn schon, dann war er immer auch Darsteller einer Haltung.
WF