"Soll ich dich mitnehmen?" "Ist das dein Auto?" "Gehört meinem Stiefvater." "Weiß er, dass du des geklaut hast?" So treffen in Sebastian Schippers neuestem Film der 18-jährige Engländer Gyllen (Fionn Whitehead) und der gleichaltrige, afrikanische Flüchtende William (Stéphane Bak) in Marokko aufeinander und begeben sich erst aus Nutzen, dann aus Freundschaft auf die Reise nach Europa. Schipper drehte den Film selbst "on the road", improvisierte viel, ließ die Schauspieler an den realen Orten agieren.
Wenn Wim Wenders am Steuer eines Roadmovies sitzt, kann es bekanntlich schon mal melancholisch werden. 1974 erschienen, war Alice in den Städten der erste Film seiner Roadmovie-Trilogie. Erzählt wird die Odyssee des Journalisten Philipp, der am Flughafen die junge Lisa und ihre achtjährige Tochter Alice trifft, eine Nacht mit Lisa verbringt – und am nächsten Morgen feststellt, dass Lisa ohne ihre Tochter verschwunden ist. Erst widerwillig, freunden sich die beiden auf der Suche nach Alices Großmutter langsam an.
Fatih Akin stellte sich der Herausforderung, den Kultroman von Wolfgang Herrndorf auf die Leinwand zu bringen. Der Sommerferien-Roadtrip im rontigen Lada ist vor allem dank des Casts eine wundervolle Mitfahrgelegenheit. Tristan Göbel als Maik Klingenberg, das neu entdeckte Talent Anand Batbileg als Tschick und Mercedes Müller als Isa wirken auf ihrer Reise in die Provinz wie eine eingeschworene Clique, die sich nicht um den Rest der Welt schert.
Schon wieder Wim Wenders, aber warum denn auch nicht? Immerhin hat er dem Genre ja eine komplette Trilogie gewidmet und die Motive des Roadmovies großzügig über sein Oeuvre gestreut. Bis ans Ende der Welt ist die ambitionierte Verbindung eines Roadmovies vor einem dysthopischen Science-Fiction-Setting. Der Film spielt im Jahr 1999, als die Erde den Absturz eines indischen Satelliten voller nuklearem Material befürchtet. Solveig Dommartin irrt und fährt und fliegt und reist als Claire Tourneur um die Welt und auch wenn der Film nicht alle Kritiker überzeugen konnte, so ist er doch eine spannende, hypnotische und natürlich melancholische Reise.
Beklemmender und spannender kann man ein Roadmovie nicht inszenieren: Steven Knight zeigt in diesem Thriller nur Tom Hardy als Ivan Locke, der am Steuer seines Wagens damit kämpfen muss, nicht vollends die Kontrolle über sein Leben zu verlieren. Eine faszinierende Charakterstudie mit Lenkrad und Freisprechanlage, die oft weit über der erlaubten Geschwindigkeit unterwegs ist.
DK