„David Lynch präsentiert einen Wernen Herzog Film.“ Wenn man diesen Satz in den Trailer schreiben kann, geht sicher vielen Cineasten das dunkle Herz auf. Der Thriller aus dem Jahr 2009 mit Willem Dafoe als Detective Havenhurst und Michael Shannon als psychotischer Muttermörder und Geiselnehmer Brad McCullum beruht auf wahren Begebenheiten und macht aus einem oberflächlich eindeutigen Mord eine Reise an den Rand des Wahnsinns und zu den Menschen, denen man dort begegnen kann. Sehr intensiv ist auch das Spiel von Chloë Sevigny, die als McCullums Freundin dem Detective helfen will, in die Psyche des Killers einzudringen.
Die niederländisch-deutsch-französische Produktion nach einem Roman von Tim Krabbé ist einer der bösesten und besten Thriller, die Sie in ihrem Leben sehen werden. Unter der Regie von George Sluizer spielen Bernard-Pierre Donnadieu, Gene Bervoets und Johanna ter Steege eine Geschichte, die einen tatsächlich noch bis in den Schlaf und darüber hinaus verfolgen wird. Der Titel bezieht sich auf das Verschwinden der jungen Saskia (ter Steege), die bei einem Roadtrip mit ihrem Freund an einer Tankstelle noch eben etwas kaufen gehen will – und einfach nicht wiederkommt. Ihr Freund Rex (Bervoets) stürzt sich über Jahre in eine verzweifelte Suche, bis er direkt vom Entführer – dem Familienvater und Soziopath Raymond Lemorne (Donnadieu) – kontaktiert wird und dieser ihm die Antwort auf seine Fragen verspricht. Vor allem die Figur des Lemorne gehört in die Top 5 der Kino-Irren – mindestens auf Augenhöhe mit einem Hannibal Lecter.
Der frisch entlassene Profi-Dieb Corey (gespielt von Alain Delon) trifft durch Zufall auf den frisch entflohenen Häftling Vogel (Gian Maria Volonté) und gewinnt diesen für einen Juwelenraub, bei dem auch der mit Vogel bekannte Ex-Cop Jansen (Yves Montand) hilft. Verfolgt werden sie dabei von Kommissar Mattei (André Bourvil), dem Vogel am Anfang des Films bei einem Gefangenentransport in einem Linienzug entkommt. Gerade frisch restauriert (und auch sonst extrem gut gealtert) ist Jean-Pierre Melvilles Film-Noir-Klassiker über den vielleicht wortkargsten und coolsten Juwelenraub der Filmgeschichte Hochspannung in einer seltsam-coolen, schwerelosen Atmosphäre.
Ein spannendes Setting und eine ungewöhnliche Heldin: In Sydney Pollacks Polit-Thriller wird die UN-Dolmetscherin Silvia Broome (Nicole Kidman) ungewollt zur Zeugin eines Mordes und – weil keiner ihre Geschichte hören will – sogar zur unfreiwilligen Ermittlerin und gleichzeitig zur Verdächtigen. Erst auf der Gegenseite, dann an ihrer Seite ist Sean Penn als Secret-Service-Agent Tobin Keller. Ein handwerklich perfekter Film, der – obwohl fiktiv – viele Einblicke in die Arbeit der UN und des Internationalen Strafgerichtshof bietet. Pollack erhielt vom damaligen UN-Generalsekretär Kofi Annan die Erlaubnis, innerhalb des Hauptsitzes der Vereinten Nationen zu drehen, weil Pollack ihn überzeugen konnte, dass Die Dolmetscherin ein Film "für Diplomatie und gegen Gewalt" sei.
Bei der Gelegenheit: Haben Sie schon unser Quiz zu John Carpenter durchgespielt? Dessen Dystopie-Actionkracher Die Klapperschlange mit Kurt Russell als Snake Plissken ist jedenfalls auch einer dieser Action-Filme, die einen für gut anderthalb Stunden in eine andere Welt ziehen. Die ist ziemlich abgefuckt, was vor allem für die Stadt New York bzw. für Manhattan gilt, das hier zu einem Hochsicherheits-Gefängnis umfunktioniert wurde. Dort muss Ex-Häftling Plissken den Präsidenten retten, der nach einer Flugzeugentführung ausgerechnet dort abgeladen wird. Carpenters kommerziell extrem erfolgreicher Film aus dem Jahr 1981 verbindet solide Action mit einem grimmigen Setting und ist inhaltlich eng verwoben mit der Cyperpunk-Literatur, die zu der Zeit gerade ihre ersten Blüten trieb. Der Film spielt übrigens in einem dystopischen 1997 – was irgendwie recht beruhigend ist.
DK