Werner Herzog gehört zu den weltweit wichtigsten Filmemachern – und wird zu den einflussreichsten Persönlichkeiten überhaupt gezählt. Sein Leben gehe voll und ganz in seinem Werk auf, so hat er es sinngemäß einmal formuliert – und dieses Leben sei auch nachvollziehbar, wenn er sämtliche Spielfilme und Dokumentationen sowie seine Bühneninszenierungen anonym realisiert hätte. Stellen Sie sich also vor, Sie würden Werner Herzog nicht kennen und tauchen Sie ein in die faszinierende Welt seiner Arbeiten. Das funktioniert selbstverständlich auch, wenn sie noch nicht besonders vertraut mit ihm sind. Dank der Sammlung Digital der Deutschen Kinemathek können Sie ihn so oder so neu für sich entdecken. Mit Bildergalerien, Hintergrundgeschichten und viel zusätzlichem Material aus den zahlreichen, teils halsbrecherischen Produktionen seit dem Spielfilmdebüt Lebenszeichen aus dem Jahr 1968. Als kleines Schmankerl zum Einstimmen gibt es hier das Gespräch von Werner Herzog mit Alexander Kluge von 1991, in dem Herzog Kluge unter anderem erklärt, wie man Türschlösser zu Ferienhäusern knackt. Ein sehenswertes Youtube-Fundstück.
Dann aber direkt weiter zum Archiv: Welche Story verbirgt sich hinter der extravaganten Wanduhr des von Klaus Kinski gespielten Graf Dracula aus Herzogs Nosferatu? Dieses Ausstattungsdetail ist ein echter Hingucker – hier erfahren Sie, wer es gebaut und welche berühmte Uhr für dieses spezielle Modell Pate gestanden hat. Das überbordende Herzog-Archiv, das man sich tatsächlich gut in Kartons verpackt auf dem Dachboden eines verwunschenen Hauses vorstellen kann – ob man den Filmemacher nun schon kennt oder gerade kennenlernt – wurde der Kinemathek von Herzogs jüngerem Bruder Lucki Stipetić zur Verfügung gestellt. Seit den 1970er Jahren arbeitet er als Leiter der Werner Herzog Filmproduktion eng mit dem Regisseur zusammen. Überstand mit dem künstlerischen Abenteurer und waghalsigen Künstler jede Krise. Dieses wundervolle Sammelsurium führt uns nun sowohl durch das gesamte Werk, also durch das wahre Leben Werner Herzogs, als auch per Video durch die Fitzcarraldo-Ausstellung – und natürlich erst recht durch den Corona-Lockdown. Balsam für die Cineasten-Seele.
WF