Mit der Nouvelle Vague vollzog sich in den späten 1950er Jahren die bis heute weltweit bedeutsame Entwicklung im französischen Kino. Angeführt von François Truffaut und der Redaktion der Pariser Filmzeitschrift „Cahiers du cinéma“ rebellierten experimentierfreudige Regisseure wie Claude Chabrol, Éric Rohmer und Jean-Luc Godard gegen das „Qualitätskino“ der Nachkriegszeit. Diesem setzten sie risikobereite, innovative Werke entgegen, in denen sie mit der größten Vorliebe mit etablierten Konventionen brachen und sich an neue Techniken wagten. Selbst die Science-Fiction-Filme, die einige Filmemacher*innen der Nouvelle Vague in den 1960er Jahren drehten, verstießen vollkommen gegen die Traditionen des (zu diesem Zeitpunkt im Untergang begriffenen) Hollywood-Studiosystems, gleichwohl sie dessen Produktionen stellenweise auch zitierten.
„Der Film von morgen wird ein Akt der Liebe sein", schrieb Truffaut 1957 in einem Artikel in den „Cahiers“ – ein Satz, der rasch zur Parole der Bewegung wurde. Diese Liebe bezogen die Filmemacher*innen der Nouvelle Vague nicht nur auf den Film als Kunstwerk, sondern ebenso auf die Regie als Kunst. Waren zuvor die Regisseur*innen nur eines von vielen Zahnrädchen im gesamten Filmgetriebe gewesen, so erhob sie die Nouvelle Vague zum wertgeschätzten „Auteur“ mit individuellem künstlerischem Stil. Dieser radikal neue Ansatz schwappte bald auch auf andere europäische Länder über, die teilweise ihre eigenen Nouvelle Vague-ähnlichen, aber immer auch durch die jeweils landesspezifische Geschichte und Kultur geprägten Filmbewegungen erlebten und zu denen unter anderem auch der deutsche Autorenfilm beziehungsweise der Neue Deutsche Film zählt.