Offenbarung seelischer Abgründe
Mit seinen über 60 Filmen, 170 Theaterinszenierungen und über 100 schriftlichen Publikationen ist Ingmar Bergman zweifellos einer der produktivsten Künstler des 20. Jahrhunderts, der auch heute noch weltweit als kreatives Genie verehrt wird. Insbesondere bekannt und bewundert für sein unnachahmliches Gespür in der Inszenierung psychologischer Dramen, prägte Bergman wie kaum ein zweiter Regisseur das europäische Erzählkino. Filmemacher wie Luis Buñuel, Federico Fellini oder Woody Allen zählten und zählen ihn immer noch zu ihren großen Vorbildern.
Nachdem Ingmar Bergman bereits mehrere Bühnenstücke verfasst und als Ensemblemitglied oder Regisseur in Vorstellungen an verschiedenen Stockholmer Theatern mitgewirkt hatte, nahm er zu Beginn der 40er Jahre eine Stelle als Drehbuchautor bei Svensk Filmindustri an. Die Hörige (1944) war schließlich das erste seiner Drehbücher, das verfilmt wurde. Ein Jahr später bekam Ingmar Bergman die Gelegenheit, für seinen Debütfilm Kris (1946) selbst auf dem Regiestuhl Platz zu nehmen, doch der internationale Durchbruch gelang ihm erst 13 Jahre später mit den beiden Dramen Das siebente Siegel (1957) und Wilde Erdbeeren (1957).
Während der 1950er und 60er Jahre hatte der streng religiös erzogene Pastorensohn wiederholt mit Zensurproblemen zu kämpfen. Vor allem die expliziten erotischen Darstellungen im seinerzeit skandalträchtigen Werk Das Schweigen (1963) erregten die klerikalen Gemüter, während der Film beim Publikum jedoch großen Anklang fand. Generell lag jedoch Bergmans Hauptaugenmerk – mit Ausnahme weniger Komödien – auf den zwischenmenschlichen Beziehungen und der großen Frage nach dem Sinn des Lebens. Eine pessimistische Grundstimmung, die Thematisierung psychologischer Krisen und Darstellungen starker Emotionen kennzeichnen seine Werke. Dabei verlangte er seinen Schauspielern Höchstleistungen ab, die eine Intensität erzeugen, der sich bis heute kaum jemand entziehen kann. Mit Sarabande nahm Bergman 2003 nach 30 Jahren die Konstellation von Szenen einer Ehe noch einmal auf und schloss damit zugleich sein filmisches Gesamtwerk ab. Über die Jahre seines Schaffens hinweg bereits mit zahlreichen Preisen geehrt, erhielt Ingmar Bergman auf dem 50. Filmfestival in Cannes im Jahr 1997 die Auszeichnung als Bester Filmregisseur aller Zeiten für sein Lebenswerk.
Sarabande (2003)
Fanny und Alexander (1982)
Aus dem Leben der Marionetten (1980)
Herbstsonate (1978)
Von Angesicht zu Angesicht (1976)
Szenen einer Ehe (1974)
Schreie und Flüstern (1972)
Passion (1969)
Schande (1968)
Persona (1966)
Das Schweigen (1963)
Licht im Winter (1963)
Die Jungfrauenquelle (1960)
Wilde Erdbeeren (1957)
Das siebente Siegel (1957)
Musik im Dunkeln (1948)
Kris (1946)