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Bild zu Die echte Lee Miller trifft auf Die Fotografin

Die echte Lee Miller trifft auf Die Fotografin

Die amerikanische Modefotografin, Feministin, Künstlerin, Kriegsreporterin und Gourmetköchin Lee Miller bekommt mit Die Fotografin endlich das große Biopic, das sie verdient. Der Film von Ellen Kuras mit Kate Winslet in der Hauptrolle zeigt, wie einige ihrer ikonischen Fotos entstanden sind. Vier von ihnen zeigen wir hier – im Original und in der filmischen Entsprechung.

18. September 2024

"Fire Masks" (1941)

Es kommt nicht von ungefähr, dass dieses Foto wirkt, als sei es einer retrofuturistischen oder surrealistischen Modestrecke entsprungen. Lee Miller begann ihre Karriere als junges Model, aber sagte schon damals, sie stünde lieber hinter einer Kamera als davor. Ihre Arbeit für die "Vogue" in New York schärfte ihren Blick für Inszenierung und spannende Menschen. Ihre eigenen Arbeiten als surrealistische Künstlerin an der Seite von Man Ray (der viele ihrer Ideen gerne als seine ausgab) hinterließen ebenfalls Spuren in diesem Motiv.

"Fire Masks" (1941) © Lee Miller Archives, England 2024. All rights reserved. leemiller.co.uk

"Fire Masks" (1941) © Lee Miller Archives, England 2024. All rights reserved. leemiller.co.uk

Das Foto entstand im Jahr 1941 in Downshire Hill, Hampstead im Norden von London. Miller lebte dort während des "Blitz", während dem die deutsche Luftwaffe zahlreiche Bombenangriffe auf die britische Hauptstadt flog. Miller arbeitete in London für die britische Vogue, hatte aber auch die Position der Luftschutzwartin ihres Blocks inne. Mit diesem Foto wollte sie den Vogue-Leserinnen den richtigen Einsatz der Masken nahebringen, die gegen Brandbombeneinsätze schützen.

Das Foto im Film. © Arthaus / Studiocanal

Das Foto im Film. © Arthaus / Studiocanal

Lee Miller in der Normandie (1944)

Trotz ihres legendären Drives konnte Lee Miller die britische Armee nicht überzeugen, ihr eine Genehmigung als Kriegsfotografin zu erteilen. Frauen hätten dort nichts zu suchen – hieß es immer wieder. Schließlich besann sie sich ihrer amerikanischen Staatszugehörigkeit und versuchte es bei der US Army. Dort war es Lee Miller zumindest erlaubt, in die Normandie zu reisen, um im Lazarett von Omaha Beach zu fotografieren, wo Miller nicht nur die Krankenschwestern portraitierte, sondern auch das Vertrauen der teilweise sehr schwer verwundeten Soldaten gewann. Dieses Foto mit unbekannter Urheberschaft zeigt Lee Miller zu dieser Zeit.

Lee Miller in der Normandie im Jahr 1944 © Lee Miller Archives, England 2024. All rights reserved. leemiller.co.uk

Lee Miller in der Normandie im Jahr 1944 © Lee Miller Archives, England 2024. All rights reserved. leemiller.co.uk

Ihr guter Freund und Reisebegleiter, "Life"-Fotograf David E. Scherman (der in "Die Fotografin" von Andy Samberg gespielt wird) schrieb im Vorwort zum Buch "Krieg – Reportagen und Fotos. Mit den Alliierten in Europa 1944-1945", das Lee Millers Texte und Fotos aus der Zeit versammelt (als Taschenbuch im btb Verlag erschienen): "Am 6. Juni 1944 landeten britische und amerikanische Truppen nach einem gefeierten ersten Täuschungsmanöver in Frankreich. Am D-Day war ich der US Navy zu-geteilt, und als meine Einheit in weniger als 24 Stunden nach England zurückkehrte, erfuhr ich, dass Lee irgendwie akkreditiert worden war, sich eine schmucke Uniform bestellt hatte, die sie auch ein Jahr lang fast ununterbrochen trug, und sich bereits auf dem Weg in die Normandie befand, wo sie eine Geschichte über ein Feldlazarett am Omaha Beach machen sollte. Die Offiziellen dachten wohl, ein Lazarett bedeutete einen Haufen Krankenschwestern, so dass Lee sich gut aufgehoben fühlen würde und auch auf die Empfindlichkeiten der Vogue Rücksicht genommen war. Sie waren in beiderlei Hinsicht im Irrtum. Lee fand die Krankenschwestern zweifelsohne zwar ziemlich großartig, aber am wohlsten fühlte sie sich bei den Gls, gleichgültig, ob verwundet oder nicht (und umgekehrt fühlten sich die Gls mit ihr sehr wohl). Die Vogue wiederum druckte - und tat das bis zum Ende des Krieges - alles, was Lee ihnen an Artikeln und Fotos schicken sollte, in denen die ganze Gewalt und Blutrünstigkeit des Krieges zum Ausdruck kam. Die Geschichte über »Unbewaffnete Krieger« erschien in der August-Ausgabe 1944, zwanzig Jahre bevor M*A*$*H das erste Mal im Fernsehen lief."

Kate Winslet wird zu Lee Miller. © Arthaus / Studiocanal

Kate Winslet wird zu Lee Miller. © Arthaus / Studiocanal

"Artillery Spotters" (1944)

Kurz nach dieser ersten Reportage bekam Lee Miller die Gelegenheit, mit Scherman ins "befreite" Saint-Malo zu reisen. So landete sie mitten in den letzten Kämpfen des Zweiten Weltkriegs. Die letzten deutschen Truppen, die sich in den historischen Festungen in Saint-Malo verschanzten, leisteten nämlich noch immer Widerstand und feuerten über Tage auf die Alliierten Truppen.

"Artillery Spotters" (1944) © Lee Miller Archives, England 2024. All rights reserved. leemiller.co.uk

"Artillery Spotters" (1944) © Lee Miller Archives, England 2024. All rights reserved. leemiller.co.uk

Die verschanzten sich zum Beispiel im noch heute besuchbaren "Hotel Ambassadeurs" an der Strandpromenade der Stadt, das – im Gegensatz zur Altstadt von Saint-Malo – den Krieg recht heile überstanden hat. Hier sieht man Lee Miller an der Seite von Soldaten, deren Aufgabe es war, die Artillerie-Geschütze der deutschen auszumachen und zu beschießen.

Lee Miller (Kate Winslet) im Hotel Ambassadeur an der Strandpromenade von Saint-Malo. © Arthaus / Studiocanal

Lee Miller (Kate Winslet) im Hotel Ambassadeur an der Strandpromenade von Saint-Malo. © Arthaus / Studiocanal

"Crowd for women accused of consorting with Germans" (1944)

Die Entstehung dieses Fotos wird im Film besonders eindringlich erzählt. Aufgenommen wurde es in Rennes – gut 50 km von Saint-Malo entfernt. Im Film sieht man, wie Lee Miller immer wieder versucht hat, die Menschen zu verstehen, die sie da fotografierte. Vor allem traumatisierten Frauen näherte sie sich mit großer Empathie.

"Crowd for women accused of consorting with Germans" (1944) © Lee Miller Archives, England 2024. All rights reserved. leemiller.co.uk

"Crowd for women accused of consorting with Germans" (1944) © Lee Miller Archives, England 2024. All rights reserved. leemiller.co.uk

Die Entstehung dieses Fotos wird im Film besonders eindringlich erzählt. Aufgenommen wurde es in Rennes – gut 50 km von Saint-Malo entfernt.

Im Film geht die Kamera noch ein wenig näher ran – und erzählt den Hintergrund des Bildes. © Arthaus / Studiocanal

Im Film geht die Kamera noch ein wenig näher ran – und erzählt den Hintergrund des Bildes. © Arthaus / Studiocanal

"Die Fotografin" von Ellen Kuras mit Kate Winslet als Lee Miller startet am 19. September in den Kinos.

Einen weiteren Longread über Lee Miller und ihrer Zeit in Europa während des Kriegsendes finden Sie hier in unserem ARTHAUS Magazin.

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