"Meine letzten Worte an ihn waren: 'Wie zum Henker funktioniert die Spülung?'" Das erzählt die von Keeley Hawes grandios gespielte Alice den forschen Polizist*innen am Tag nach dem Tode ihres Mannes. Harry (Jason Merrells) hatte Alice und die Teenager-Tochter Charlotte (Isabella Pappas) am Vorabend gerade in sein neues Traumhaus geführt, dass er – angeblich – NUR für seine Familie gebaut hatte. Ein moderner, kühler Betonblock mit großen Fenstern, Treppen ohne Geländer und der neuesten Smart House-Technik. Die nicht so gut zu funktionieren scheint, wie Alice in ihrer ersten Nacht erfahren muss, als sie auf dem Klo sitzt und die Spülung nicht auf ihren Sprachbefehl reagiert. Ungefähr in diesem Moment stirbt Harry. Er liegt tot vor der Treppe. Genau – die Treppe, die kein Geländer hat. Aber ist diese Treppe überhaupt hoch genug für eine tödlichen Sturz? Und warum hat Harry kurz vorher so einen seltsamen Blick? Schon nach den ersten Minuten der Serie Finding Alice weiß man zwei Dinge: Dass sie britisch ist, weil nur die Briten Humor und Tod so natürlich zusammenbekommen. Und dass der verblichene Harry und sein nicht ganz so smartes Smart House noch ein paar Geheimnisse in petto haben. Aber, wie es immer wieder heißt in dieser Serie: "Das müssen wir noch rausfinden."
Finding Alice wurde zuerst im Jahr 2021 ausgestrahlt und begeisterte viele Zuschauer*innen in England. Nicht nur, weil der schwarze Humor on point ist, sondern auch weil der Cast um Keeley Hawes recht unwiderstehlich ist. Neben den genannten Schauspieler*innen seien hier vor allem Nigel Havers und Joanna Lumley als Eltern von Alice genannt. Hawes selbst sagte dem Magazin "Newsweek" in einem Interview, sie habe vor allem gereizt, so ein ernstes Thema wie das Verarbeiten eines Todes und die Organisation von allem, was danach kommt, mit Humor anzugehen. "Als wir die Serie entwickelten, hatte jeder, mit dem wir sprachen, mindestens eine lustige Geschichte von einer Beerdigung parat. Die Menschen versuchen eben, in schlechten Zeiten Dinge zu finden, die einen aufheitern können – egal ob das dann angemessen ist oder nicht." Keeley Hawes ist übrigens nicht nur Hauptdarstellerin, sondern auch Executive Producer der Serie und hatte damit Einfluss auf die Auswahl des Casts, von dem sie sagt: "Sie waren alle brillant und richtige Macher. Jeder wollte unbedingt alles geben und war direkt nach der Pandemie regelreicht heiß darauf, wieder arbeiten zu können."
Keeley Hawes über den Cast: "Sie waren alle brillant und richtige Macher*innen." © STUDIOCANAL
Auch Isabella Pappas, die Alices Tochter Charlotte spielt und die schwierige Situation oft besser im Griff zu haben scheint als ihre Mutter, schwärmte in einem Interview mit "The Movie Culture" über die Arbeit mit Keeley Hawes und dem Regisseur Roger Goldby. Pappas beschreibt ihre Figur Charlotte sehr treffend: "Sie ist eine emotional verbissene junge Frau, die ihre Emotionen unterdrücken muss, um nicht an ihnen zu zerbrechen. Sie hat nicht nur gerade ihren Vater verloren, sondern muss auch ihre Mutter im Auge behalten, um das gemeinsame Leben auf Laufen zu halten. Harry, der Vater meiner Figur, hatte mehr Geheimnisse, als wir alle gedacht haben. Das zu erfahren, während man gerade um ihn trauert, ist nicht leicht."
Leicht ist auch diese besondere Serie manchmal nicht. Der Krimi-Plot ist vertrackt, viele Szenen für Menschen, die schon einmal Trauer erfahren haben, schmerzhaft anzuschauen. Aber gerade in diesen Momenten glänzen Keeley Hawes und der restliche Cast – und der messerscharfe Humor tut das übrige, um aus Finding Alice eine Serie zu machen, wie man sie nur selten zu sehen bekommt.
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DK