Obskurer weise ist Carpenters Sci-Fi-Film über eine Verschwörung von Bonzen und Aliens inzwischen ein Kultfilm in der rechten und in der linken Bubble. Ein großer Spaß ist er dennoch. Aber wer genau hinschaut, merkt schnell, dass es Carpenter nicht nur um Unterhaltung und Konsumkritik ging. Die langen Szenen, die der Protagonist John Nada unter Obdachlosen verbringt, die verfallenen Häuser, durch die sich manchmal gekloppt wird, der Konsumrausch – all das verband Carpenter mit den sogenannten Reaganomics. Eine Wirtschaftspolitik, die auf Kosten der Sozialsysteme die Reichen noch reicher machte – mit der Prämisse, dass davon ja auch der Pöbel irgendwann etwas hätte. In einem Interview zum Jubiläum des Films sagte Carpenter einmal: "Ich dachte damals viel über die Werte nach, die Ronald Reagans konservative Revolution beeinflussten. Die Leute waren von Habgier und Geld besessen." Der L.A. Times gestand er 2013: "Ende der Achtziger hatte ich genug davon. Ich beschloss, ein Statement rauszuhauen, so blöd und banal es auch klingen mochte. Daraus ist Sie leben geworden. Und ich liebe es immer noch, dass ich Reagan den Stinkefinger gezeigt habe, als sich das niemand anders getraut hat."
Wie nachhaltig der Vietnamkrieg das Selbstverständnis der USA als regulierende Weltmacht beschädigt hat, wurde in vielen Filmen gezeigt. Einer der intensivsten bleibt bis heute Apocalypse Now, der in vielen ikonischen Szenen seziert, wie ein Krieg die Menschen in den Wahnsinn treibt. Auch oder vor allem gerade diejenigen, die die Moral auf ihrer Seite glauben.
Die schillerndste Stadt der Vereinigten Staaten war schon immer New York. Die Metropole steht für viele gar stellvertretend für den American Dream. Vor allem die Straßenschluchten von Manhattan bleiben Symbol und Sehnsuchtsort. Oder wie Jay-Z und Beyoncé einst zusammen texteten: "In New York / Concrete jungle where dreams are made of / There's nothin' you can't do / Now you're in New York / These streets will make you feel brand new / Big lights will inspire you." Der Glanz und die popkulturelle Überhöhung sorgen inzwischen dafür, dass viele vergessen, was für ein gefährliches Drecksloch New York einst war. Zum Glück gibt es die frühen Filme von Jim Jarmusch, in denen man gemeinsam durch das Elend von einst schleichen kann.
Vom Tellerwäscher zum Millionär – das ist so etwas wie der pointierte Lebenslauf des American Dream. John Schlesinger zeigt in seiner Verfilmung eines Romans von James Leo Herlihys eine andere Geschichte: der gut aussehende Tellerwäscher und Cowboy Joe Buck zieht aus der texanischen Kleinstadt nach New York – und wird nicht Millionär, sondern ein Callboy in der dortigen Schwulenszene. Schlesinger zeigt in diesem Meisterwerk ein Amerika der Verlierer und Antihelden – aber er inszeniert sie mit viel Empathie.
Ein Film, der zugleich Liebeserklärung an und realistisches Abbild von Amerika ist. David Lynch inszenierte The Straight Story nach einer wahren Begebenheit und führt uns im Rasenmäher-Tempo durch ein ländliches, tristes, manchmal wunderschönes Amerika, in dem viele Menschen strugglen. Spanned ist dabei vor allem, wie hier das popkulturell gerne verwendete Motiv des "Road Trips" entschleunigt und geerdet wird.
DK