Eigentlich werden hier gleich zwei Heldinnen verhandelt – denn Regie führte bei Rosa Luxemburg die große Margarethe von Trotta, eine der besten und politischsten Regisseurinnen des Landes. Unsere Meinung. Als wir mal vor einigen Monaten mit von Trotta durch Berlin flanierten und sie interviewten, erzählte sie uns, dass ihr eine Karriere im Film erst unerreichbar erschien: "Als Kind wollte ich mal Waschfrau werden, weil ich es so toll fand, wie die Frauen da auf dem Brett rummachten. Filmemacherin zu werden, war dann eine ähnlich absurde Vorstellung. Ich habe mich lange Zeit mit einem Satz von Goethe über Wasser gehalten: ‚Wünsche sind Vorahnungen von Fähigkeiten.‘" Für Rosa Luxemburg erhielt von Trotta im Jahr 1986 den Deutschen Filmpreis für den Besten Film, Barbara Sukowa bekam für ihre eindrucksvolle Leistung das Filmband in Gold und die Goldene Palme als Beste Darstellerin.
Das Historiendramen durchaus zum Popcorn passen können, beweist Luc Besson mit seinem im besten Wortsinn schmissigen Film über die französische Nationalheldin. Bei aller modischen Hybridität von 1990er-Jahre-Atmo und der Garderobe eines stilisierten 15. Jahrhunderts, ist Besson ein zeitloses, wenn auch zeitintensives Mega-Meta-Drama gelungen. Eines, in dem die Heldin der dumpfen Männerwelt mal ordentlich zeigt, was eine Frau ist. Beziehungsweise, wozu sie das Schwert bestenfalls schwingt. Milla Jovovich mochte dabei vielen erst als ungewöhnliche Darstellerinnenwahl erscheinen, ihr Spiel zwischen angriffslustigen Action-Kämpfen und tief gehenden Szenen, in denen sie zwischen Wahn und Wirklichkeit taumelt, zeigt jedoch, wie gut das passt.
Es ist nur ein kleiner Schritt von Johanna zu Jean, was nicht nur daran liegt, dass man in Frankreich von Jeanne d'Arc spricht. Jean Seberg begann ihre Karriere nämlich als Die heilige Johanna unter der Regie von Otto Preminger. Die damals 18jährige Seberg erlitt bei der berühmten Scheiterhaufen-Szenen Brandwunden, als eine undichte Gasleitung für einen Feuerball sorgte, der auch sie erfasste. Preminger nutzte die Aufnahmen dann gar für den Film – eine Grenzüberschreitung, die man heute sicher nicht mehr durchgehen lassen würde. Für Weltruhm sorgte aber natürlich Sebergs Rolle als Patricia in Godards Außer Atem, mit der sie zum Gesicht der Nouvelle Vague wurde. Dass man sich in letzter Zeit aber auch wieder für Sebergs politisches Engagement, ihre damals alles andere als selbstverständliche Solidarität zur amerikanischen Bürgerrechtsbewegung und die Schikanen des FBIs gegen sie interessiert, liegt nicht zuletzt an dem zwischen Fakten und Fiktion schwankenden Biopics Against All Enemies mit Kristen Stewart als Jean Seberg.
Regisseurin und Bestseller-Comic-Autorin Marjane Satrapi ("Persepolis") hat Marie Curies Leben einfühlsam und zutiefst melancholisch verfilmt – mit einer umwerfenden Rosamund Pike in der Hauptrolle. Wir sehen die Geschehnisse um Curies unvergleichliche Laufbahn als "Entdeckerin" der Radioaktivität und erste Frau, die einen Nobelpreis bekam. Wir sehen aber auch ihre erste große Liebe in Paris. Die Hochzeit mit Pierre Curie (Sam Riley). Der Tod des Gatten und Kollegen, der stets an ihrer Seit stand. Die Brandmarkung durch die Franzosen als ungeliebte Migrantin. Die Schwierigkeiten einer beruflich für damalige Zeiten außergewöhnlich ambitionierten alleinerziehenden Mutter. Die späten Leistungen im Gebiet der medizinischen Anwendung ihrer Forschung – etwa durch Röntgenwagen, in denen versehrte Soldaten des Ersten Weltkriegs bereits auf den Feldern besser untersucht werden und vor Not-Amputationen geschützt werden konnten. Regisseurin Satrapi erzählte uns im Interview: "Marie Curie war neben Simone de Beauvoir seit jeher eines meiner großen Vorbilder, da mich meine Mutter von Anfang an zu einer starken, unabhängigen Frau erzogen hat. Ich bin also praktisch mit dieser Person aufgewachsen. Und all die Aspekte, die ich mit ihr Verbinde – ihre Wissenschaft, ihr Liebesleben, ihr Tod – all das gehört zur selben Geschichte rund um diese Frau." Zum Kinostart gab es bei uns ein digitales Live-Panel, das der Frage nachging: "Warum brauchen wir gerade heute Vorbilder wie Marie Curie in der Wissenschaft?" Hier kann man es sich noch mal anschauen:
Im letzten Jahr machte eine Grafik die Runde, die zeigt, welche Musikrichtungen der schwarzen Kultur entstammen und welche der weißen. Das Ergebnis ist eindeutig: Wir Weißbrote waren meistens eher die dreisten Diebe als diejenigen, die wirklich die Impulse gesetzt haben. Um diese Erkenntnis zu vertiefen, empfehlen wir hier noch einmal den Film Mama Africa über die 2008 verstorbene Sängerin Miriam Makeba, die als erste schwarze Südafrikanerin mit Songs wie "Pata Pata" und dem souligen "Quit It" zum internationalen Popstar wurde, tief verehrt von Künstlern wie Paul Simon und Harry Belafonte, der Makeba die ersten Gigs in den USA verschaffte. Regie führte übrigens Mika Kaurismäki, der Bruder von Aki.
DK